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Gerichtsprozess: Junges Paar unter Mordverdacht

Landgericht in FreiburgErschütternder Prozess vorm Landgericht: Ein Freiburger Kinderbuchautor soll von der eigenen Tochter brutal ermordet worden sein. Foto: Ingo Schneider

Der Vorwurf wiegt schwer: Zusammen mit ihrem mutmaßlichen Komplizen, dem Wohnsitzlosen Alexander G. (23), soll die 24 Jahre alte Ina T. aus Wehr im Kreis Lörrach im vergangenen Juli im Stadtteil Herdern in Freiburg ihren 67 Jahre alten Vater, einen renommierten Freiburger Kinder- und Drehbuchautor, ermordet haben. Beide sind nun wegen Mordes angeklagt. Der Prozess hat diese Woche im Landgericht Freiburg begonnen.

Die Tat zeugt von bestialischer Brutalität: Der Kinderbuchautor ging durch massive Beilhiebe auf den Kopf zu Boden und starb schließlich durch fünf Messerstiche in Brust, Rücken und Rumpfseite. Ihre zu Beginn der Tat noch schlafende Mutter (64) soll das Pärchen zudem mit Hieb- und Stichwerkzeugen lebensgefährlich verletzt haben. Sie schwebte nach der Tat wochenlang zwischen Leben und Tod, konnte erst nach mehreren Monaten vernommen werden und ist immer noch in der Reha.

Wenige Stunden nach dem Verbrechen konnten beide Verdächtigen in der Nähe des Tatorts in einem Dixi-Klo versteckt festgenommen werden. Als Tatwaffen wurden ein Beil, eine Eisenstange, ein 20 cm langes Küchenmesser und ein Hammer bei ihnen sichergestellt. Beide sitzen seither in unterschiedlichen Gefängnissen in Untersuchungshaft.

Das Motiv der Tat blieb bis zum Prozessbeginn am Montag unklar. Die beiden Verdächtigen haben bei der Polizei keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht. Bei beiden soll es aber Probleme mit Suchtmitteln gegeben haben: Es habe familiäre Konflikte gegeben, die verschwiegen worden seien, so eine Schwester des Ermordeten, die aus Nordrhein-Westfalen angereist ist und wissen will, warum ihr Bruder sterben musste. „Meine Nichte war den Drogen verfallen, ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen“, so die Frau sichtlich mitgenommen.

Zu Beginn der Verhandlung am Montag schilderte Staatsanwalt Matthias Rall die Vorwürfe der Ermittlungsbehörden gegen die beiden jungen Angeklagten: Die Tat in den frühen Morgenstunden des 18. Juli 2023 ereignete sich demnach in der Gießenstraße in Freiburg in der Nähe der Justizvollzugsanstalt. Mit großer Gewalt und „Vernichtungswillen“ seien die Angreifer zunächst auf den Autor losgegangen und hätten ihm unter anderem Axthiebe auf den Kopf und tödliche Messerstiche in Herz, Lunge und Aorta versetzt. Der Mann habe keine Chance gehabt, sich gegen den unvermittelten Angriff zu wehren, so Staatsanwalt Rall. Seine Frau sei nur deshalb noch am Leben, weil ein innerer Bluterguss ihre durchschnittene Hauptschlagader tamponiert habe.

Ohne jede Regung

Die beiden Pflichtverteidiger Sebastian Glathe und Robert Podgajny kündigten an Montag an, dass sich Ina T. und Alexander G. im Lauf der Verhandlung zur Tat und zu ihren jeweiligen Lebensumständen äußern wollen. Den Prozessauftakt verfolgten beide Angeklagte ohne äußere Regungen. Für das Verfahren sind bis Anfang Mai mindestens acht Verhandlungstage vorgesehen.

Ab dem Mittwoch sollen zahlreiche Zeugen vernommen werden, die unter anderem das Tatgeschehen als Anwohner mit anhören mussten und die beiden Verdächtigen fliehen sahen. Außerdem steht ein Sachverständigengutachten durch den Tübinger Gutachter Stephan Bork an, der allerdings im Vorfeld lediglich mit dem Angeklagten Alexander G. sprechen konnte und der die angeklagte junge Frau erst noch psychiatrisch untersuchen wird, nachdem der eigentlich für die Frau vorgesehene Sachverständige mittlerweile verstorben ist. Drei Hinterbliebene des ermordeten Mannes, darunter auch seine Ehefrau, nehmen als Nebenkläger an dem Prozess teil. Bernd Peters