Anfang April hat Carsten Gabbert die Nachfolge von Bärbel Schäfer angetreten. „Die ersten vier Wochen war sehr intensiv und spannend für mich“, sagt er in einem Pressegespräch am Donnerstag im Basler Hof. Der neue Regierungspräsident will Energiewende, Klimaschutz und Digitalisierung voranbringen.
Monatelang war klar, dass Bärbel Schäfer sich nach 16 Jahren in den Ruhestand verabschiedet, doch ihre Nachfolge blieb lange offen. Dann ging alles schnell. „Vor einigen Wochen kam die Anfrage aus dem Staatsministerium in Stuttgart. Für mich war das eine Ehre, ich hatte nicht damit gerechnet, habe aber sehr gerne zugesagt“, erklärte der Regierungspräsident sichtlich gut gelaunt.
„Der Regierungsbezirk Freiburg ist nicht nur wunderschön, sondern auch ungemein lebenswert. Als Regierungspräsident werde ich mich dafür einsetzen, dass die Menschen hier weiterhin gut leben und arbeiten können – dazu zählen Erhalt und Modernisierung der Infrastruktur genauso wie die Entwicklung der Städte und Gemeinden und der Schutz der Natur“, so der 50-Jährige.
Freiburg und die Region sind kein Neuland für ihn: Er hat in Freiburg Germanistik und Geschichte studiert und bringt viel Erfahrung aus der Kommunalpolitik mit – 16 Jahre lang war der gebürtige Lahrer der Bürgermeister der 3.200-Einwohner-Gemeinde Schuttertal im Ortenaukreis. Mit seiner Frau und drei Kindern lebt er dort weiterhin. Bereits im Alter von 30 Jahren ist er Bürgermeister geworden, verzichtete jedoch auf eine dritte Amtszeit, „um etwas Neues kennenzulernen“.
Im Jahr 2020 machte sich Gabbert selbstständig und beriet und unterstützte Verwaltungen in Sachen Digitalisierung. Nun ist er Chef des Regierungspräsidiums Freiburg mit mehr als 1.700 Mitarbeitern – die ersten Wochen hat er vor allem damit verbracht, einen umfangreichen Einblick in die zahlreichen Aufgabenfelder zu bekommen und die Beschäftigten kennenzulernen. Und zeigt sich beeindruckt von deren Kompetenz und Innovationen: Beispielsweise habe man im Referat für Geothermie für das Erdbeben-Monitoring selbst eine Anwendung für Künstliche Intelligenz programmiert.
Die Behörde selbst verstehe sich als Dienstleister: „Wir beraten, begleiten und fördern die Städte und Gemeinden mit dem Ziel, sie für die Zukunft gut aufzustellen.“ Das RP setzt die Politik der Landesregierung in der Fläche um und trägt umgekehrt die Anliegen der Region nach Stuttgart.
Die größte Herausforderung für seine Arbeit als Regierungspräsident sieht er darin, „gemeinsam mit den Landkreisen und Kommunen die Energiewende und damit den Klimaschutz voran zu bringen“, so der Grünen-Politiker. Dafür brauche es mehr innovative Methoden, das Thema sei schon jetzt „mitten im Leben angekommen“. In zahlreichen Bereichen wie Landwirtschaft, Forst oder Geologie bekomme das RP bereits die Folgen des Klimawandels zu spüren.
Eine gute, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Frankreich und der Schweiz hat er ebenfalls im Fokus: „Ich freue mich sehr darauf, den Austausch und die Kooperationen mit unseren Nachbarn zu vertiefen.“ Auch wenn das RP hier keinen Einfluss habe, wolle er auch das Gespräch zu schwierigen Themen suchen – in Bezug auf ein geplantes Endlager für Atommüll oder das älteste Akw der Welt in Beznau. Mit Blick auf die anstehende Europawahl betonte Gabbert die überragende Bedeutung der EU „als Garant für unsere Zukunft, in der wir zusammenhalten und unsere gemeinsamen Werte verteidigen“.