Immer weniger Menschen entscheiden sich für die klassische Erdbestattung im Sarg auf dem Friedhof: Ein Ruhewald kann dafür eine Alternative bieten. In Freiburg könnte nun einer entstehen. Die Stadt schlägt den Standort Sternwaldeck in der Wiehre vor.
Der erste Ruhewald entstand 1999 in der Schweiz. Seither sind auch in Deutschland vielerorts welche entstanden. „In einem Bestattungswald oder Ruhewald können Verstorbene unter Bäumen ihre letzte Ruhe finden“, so die Pressesprecherin der Stadt Freiburg Tabea Krauß. In einem Ruhewald seien nur Urnenbestattungen möglich, keine Erdbestattungen, so Krauß.
Anders als auf einem Friedhof können die Angehörigen hier keine individuellen Gräber gestalten. „Bepflanzung, Grabsteine oder Erinnerungsstücke an den Verstorbenen sind nicht erlaubt“, so Tabea Krauß. Stattdessen soll die Natur die Grabpflege übernehmen. Lediglich die Bäume, unter denen sich Urnen befinden, sind gekennzeichnet und zeigen den Ort der Beisetzung an.
Die Idee zum Ruhewald kam aus dem Gemeinderat selbst: Nach einem interfraktionellen Antrag hatte der Gemeinderat der Errichtung eines Ruhewaldes 2022 grundsätzlich zugestimmt. Als Standort kommt das Sternwaldeck in der Wiehre nun in Frage, da in Herdern die Umsetzung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen nur schwer mit dem Naturschutz – der Standort liegt im Natura-2000-Gebiet – vereinbar wäre. „Angedacht sind drei Ausbauschritte, die im Abstand von circa fünf Jahren erfolgen“, so Tabea Krauß.
Zunächst gehe es darum, einen Landschaftspflegeplan zu erarbeiten, der naturschutzfachliche und rechtliche Themen, insbesondere Artenschutz und Landschaftsschutz, berücksichtige, so Tabea Krauß. Danach folgen die Werkplanung, Ausschreibung und dann der eigentliche Bau.
„Viele Menschen wünschen sich eine naturnahe Bestattung“, sagt Tabea Krauß vom Pressereferat der Stadt. Der Bestattungswald soll daher seinen Waldcharakter behalten und sich gerade nicht in einen Park oder herkömmlichen Friedhof verwandeln.
Deswegen soll es im Ruhewald, anders als bei Baumbestattungen auf Friedhöfen, auch keine barrierefreie Erschließung geben. Vielmehr führen Waldpfade in die Lichtungen und Grabfelder hinein, zur Urnenstelle selbst gehen die Angehörigen weglos über den Waldboden. Nicht immer steht dabei der Komfort im Vordergrund: „Zur Winterzeit und bei Nässe erfordert das festes Schuhwerk und eine gewisse Trittsicherheit“, so Krauß.
Neben dem Sternwaldeck in Freiburg-Wiehre war auch die Eichhalde in Herdern als Standort im Gespräch. „Bei der Prüfung der Standorte für den Ruhewald wurde auch darauf geachtet, dass der Baumbestand möglichst klimastabil ist“, sagt Krauß. Im Sternwaldeck sei das der Fall – „dennoch ist nicht vorherzusehen, wie unsere heimischen Baumarten auf den Klimawandel reagieren“, so Krauß.
Sollten Bäume aufgrund des Klimawandels absterben, müssten sie eins zu eins ersetzt werden, wenn darunter Grabstellen liegen sollen. Aus diesem Grund möchte man bei der Planung auch prüfen, Grabstellen nicht nur um einen Baum herum anzubieten, sondern auch in kleinen Lichtungen zwischen Baumgruppen oder entlang eines liegenden bemoosten Totstammes.
Eine endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Dienstag, 14. Mai.