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Freiburgs Wahlamtsleiter war schon in über zehn Ländern Wahlbeobachter

Michael Haußmann ist Wahlamtsleiter in Freiburg

In Freiburg stehen Kommunalwahlen und Europawahlen an. Michael Haußmann ist Wahlamtsleiter in Freiburg und befasst sich schon seit einigen Wochen intensiv mit der Vorbereitung der kommenden Kombiwahl. Als Wahlbeobachter war er auch schon im Ausland unterwegs. Im Gespräch berichtet er von seiner Arbeit, seinen Erfahrungen mit Wahlen auf vier Kontinenten und von fehlerhaften Stimmzetteln.

Am 9. Juni ist Kommunalwahl. Wie sieht gerade ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Haußmann: Im Moment sind meine Arbeitstage eher lang, die letzten Wochenenden habe ich durchgearbeitet. Es gibt immer Unterschiedliches zu tun: Mal geht ein technisches System nicht, man muss etwas in der Organisation anpassen oder ich muss Dinge vorplanen, zum Bespiel Schulungsvideos für die Wahlhelfer erstellen. Dazu kommen natürlich auch E-Mails und Telefonate zwischendurch.


Ab wann wird es denn wieder etwas entspannter?

Haußmann: Nach dem Wahlsonntag sind es meist noch so ein bis zwei Wochen, bevor es weniger zu tun gibt: Die Auszählung der Kombiwahl nimmt noch Montag und Dienstag in Anspruch. Wir schauen die ungültigen Stimmzettel noch einmal an, bereiten Wahlausschüsse vor und zahlen Wahlhelfer aus – das nimmt sicher den ganzen Juni in Anspruch. Ab Mitte Juli wird es ruhiger: Dann gehe ich auch in Urlaub.

Welche Unterschiede macht es für Sie, ob gerade eine Kommunalwahl, eine Bundestagswahl oder eine Europawahl ansteht?

Haußmann: Eine Bundestags- oder Landtagswahl lässt sich damit vergleichen, den Feldberg zu besteigen: Da kann mal etwas schiefgehen oder man rutscht aus, im Großen und Ganzen beeinflussen wir aber wenig und es wird schon funktionieren. Die Kombiwahl aus Europa- und Kommunalwahl ist im Vergleich dazu eine Besteigung der Zugspitze: Wir haben den dreifachen Aufwand, müssen uns mit mehr Dingen auseinandersetzen, Wahlzettel vorbereiten, die Stimmzettel versenden und brauchen auch viel mehr Wahlhelfer.


Dieses Jahr kam es zu einer Panne bei einigen Stimmzetteln. Was ist passiert?

Haußmann: Einige Stimmzettel wurden falsch gedruckt und dann auch versendet. Als der erste Anruf kam, ist unser Puls erstmal noch oben gegangen. Wir haben sofort reagiert und einen Mitarbeiter mit einem neuen Stimmzettel rausgeschickt. Vorsichtshalber haben wir auch gleich in der Nachbarschaft neue Stimmzettel verteilt. Bei den wenigen Personen, die einen falsch gedruckten Stimmzettel mit ihren Briefwahlunterlagen erhalten haben, konnten wir auch sofort eine Lösung finden. In diesen Fällen konnte einfach der korrekte Stimmzettel aus dem Stimmzettelversand benutzt werden.

Als Wahlbeobachter waren Sie bereits in zehn Ländern auf vier Kontinenten. Was haben Sie dort erlebt?

Haußmann: Es gibt in jedem Land unterschiedliche Systeme – das eine, ideale System gibt es nicht, es muss zum Land passen. Gerade in Osteuropa und Asien habe ich eine große Disziplin bei Wahlhelfern bemerkt: Dort werden bis morgens um vier oder fünf Uhr Stimmen ausgezählt. Das wäre in Deutschland so nicht möglich.

Pro Wahl habe ich rund zehn Wahllokale gesehen. Das ist eine tolle Sache, weil man intensiv in Kontakt mit den Menschen kommt. Ich war schon in der Mongolei und in Kirgistan bei Wahlen und auch in der Ukraine bei der Wahl von Selenskyj.


Welche Unterschiede zu Wahlen in Freiburg gibt es?

Haußmann: Ich habe gemerkt, dass es in Deutschland und in der Schweiz ein sehr großes Vertrauen in die Wahl gibt. Die Auszählung ist in Deutschland öffentlich, aber die Möglichkeit, die Wahl zu beobachten, wird zunehmend schwieriger: In Freiburg wählen rund 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler per Briefwahl. Das Wahllokal wird immer seltener aufgesucht.


Wie hat diese Erfahrung Ihren Blick auf deutsche Wahlen verändert?

Haußmann: Man findet immer etwas, was man selbst ebenfalls verbessern kann. Das betrifft oft kleine Details, zum Beispiel, wie die Wahlkabinen aussehen oder das Verpackungsmaterial. Ich habe da tolle Dinge gesehen. Reisen bildet und man bringt immer etwas mit.