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In Freiburg ist der Mangel an Mietwohnungen ein akutes Problem

Wer eine Wohnung in Freiburg finden möchte, braucht gute Nerven.Wer eine Wohnung in Freiburg finden möchte, braucht gute Nerven. Foto: Joers

Eine aktuelle Prognose geht davon aus, dass Freiburgs Einwohnerzahl bis zum Jahr 2045 auf 265.000 Menschen steigen soll. Die Stadt Freiburg geht von etwas niedrigeren Zahlen aus – doch der Trend ist eindeutig. Dabei haben schon heute immer mehr Menschen Probleme, ein Zuhause in der Stadt zu finden.

Ein Blick in die Mietgesuche der Kleinanzeigenportale genügt, um einen Eindruck von der Wohnmarktsituation in Freiburg zu bekommen: In einer Anzeige sucht ein „solventes Paar“ eine neue Bleibe, weil es sein bisheriges Zuhause aufgrund einer Eigenbedarfskündigung nach 23 Jahren verlassen muss. In einer anderen Annonce suchen zwei werdende Eltern mit „regelmäßigen Einkommen“ und „zukünftig zu dritt“ eine Wohnung – ein sympathisches Foto darf natürlich nicht fehlen.

Auch Markus F. (Name von der Redaktion geändert) berichtet gegenüber dieser Zeitung von seiner Odyssee auf dem Freiburger Mietwohnungsmarkt. Selbst beschreibt er sich als einen „solventen und zuverlässigen Mieter“. Wochenlang habe er Anzeigen geschaltet, für die er sich „sehr, sehr große Mühe“ gegeben habe. „Trotzdem habe ich niemals auch nur eine Antwort bekommen“, berichtet er. Nur ein einziges Mal habe es eine positive Rückmeldung von einer potentiellen Vermieterin gegeben, die ihm sogar einen Besichtigungstermin in Aussicht stellte. Aber: „Auch dieser Kontakt hat sich in Luft aufgelöst. Die Frau hat sich nie wieder gemeldet“, sagt er. Ein weiteres Problem sei das, dass es kaum Angebote gebe: „Und das was es gibt, ist teilweise so überteuert, dass selbst jemand, der ein normales Einkommen hat, sich das nicht leisten kann“, so F.

Die Lage ist „prekär“

Als „prekär“ bezeichnet Oliver Kamenisch, Geschäftsführer der Sparkassen-Immobiliengesellschaft die Situation in Freiburg. „Der Mietmarkt war schon vor zwei Jahren eng. Jetzt hat sich das nochmal verschärft: Jede Menge Mietgesuche, viele die mit Fotos werben, Hauptsache sie kommen sympathisch rüber“, so Kamenisch. Die Gründe dafür seien vielfältig, und sind vor allem im starken Zinsanstieg vor zwei Jahren zu suchen. „Ab dem Sommer 2022 kam die Sache ins Kippen. Immer weniger Leute haben sich damals eine Finanzierung aufbauen können.“ Die Verunsicherung durch das Heizungsgesetz tat ihr Übriges dazu. Doch die Interessenten, die vor zwei Jahren noch mit dem Kauf eines Eigenheims geliebäugelt haben, seien ja nicht weg. „Die Kaufinteressenten von damals sind jetzt Mietinteressenten und drängen auch noch auf den Mietmarkt.“ Es herrsche „eine Art Verdrängungswettbewerb“, so Kamenisch. Hinzu kommt: Durch den Zinsanstieg haben Immobilien gegenüber anderen Anlageformen an Attraktivität eingebüßt. Eine „blöde Situation“, so Kamenisch, denn: „Die Kapitalanleger wären diejenigen, die noch Mietraum schaffen würden.“

Und der wird dringend gebraucht. Ein weiterer Indikator: In der städtischen Notfallkartei sind aktuell 924 wohnungssuchende Haushalte gemeldet. Auf die Liste kommen aber nur Personen, die sozialwohnungsberechtigt sind und eine nicht selbst verursachte Wohnungsnot haben.

Laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) werden 2045 in Freiburg 265.000 Menschen leben – also ein deutlicher Anstieg von den aktuell 233.000 Einwohnern. Die Statistiker der Stadt Freiburg gehen laut ihren eigenen Berechnungen zwar von geringeren Werten als dem vom BBSR vorhergesagten 14 Prozent-Anstieg aus. Doch Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag sagt dem Wochenbericht, dass es „letztlich egal“ sei, „ob es am Ende 8, 10 oder 12 Prozent sind: Klar ist, dass die Bevölkerung weiter wachsen wird“, so Haag. Deshalb sehe sich die Stadt mit dem Bau des neuen Stadtteils Dietenbach auf dem richtigen Kurs: „Ohne Dietenbach wäre es eine Katastrophe“, so Haag.

Der prognostizierte Bevölkerungsanstieg spreche laut Oliver Kamenisch für die Anziehungskraft der Stadt. Klimatische Gründe, die niedrige Arbeitslosenquote, die gute Nachfrage nach Fachkräften, die Nähe zum Dreiländereck – „das sind alles Faktoren, die die Attraktivität erhöhen.“ Aber auch er fragt sich: „Wie wirkt sich das für jeden von uns aus? Es muss ja eine Region bleiben, die für jeden bezahlbar bleibt. Für die Politik ist das eine Herausforderung.“