Ein Freiburger Mammutprojekt neigt sich dem lang ersehnten Ende entgegen: Sechs Jahre nach dem Spatenstich tritt die neue Kinder- und Jugendklinik an der Breisacher Straße in ihre finale Bauphase. Die ersten Labore sind sogar schon in Betrieb. Ende September sollen die einzelnen Ambulanzen und Stationen folgen – inklusive feierlicher Eröffnung mit dem Ministerpräsidenten.
Unter Hochdruck wird an der Fertigstellung der Kinder- und Jugendklinik gearbeitet. Von außen sieht der spektakuläre Neubau mit der filigranen Fassade fertig aus. Was man nicht vermuten würde: Einige Bereiche des Vorzeige-Neubaus haben bereits den Betrieb aufgenommen. „Um den Umzugsprozess etwas zu entzerren sind im Juli schon die ersten Labore in die neue Kinderklinik eingezogen und haben ihre Arbeit direkt wieder aufgenommen, weitere Labore folgen im August“, bestätigt Johannes Faber, Pressesprecher des Klinikums dem Wochenbericht.
Fristgerechter Umzug
Mit Riesenschritten neigt sich das Megabauprojekt seinem Ende entgegen. Im Oktober 2018 erfolgte der Spatenstich. Die Eröffnung wurde seither mehrfach verschoben, steht nun aber kurz bevor. „Aktuell wird die Außenanlage fertiggestellt, außerdem wird das gesamte Gebäude mit IT-Technik und Mobiliar ausgestattet“, so Faber. Laut Ole Nahrwold, Leiter des Amtes Vermögen und Bau Baden-Württemberg, das die Bauarbeiten federführend betreut, „laufen jetzt noch Restarbeiten und die Beseitigung von Mängeln, die sich bei einem Projekt dieser Größenordnung nie vermeiden lassen“. Fertiggestellt werde aktuell auch die Säuglings-Intensivstation (Neonatologie), deren Aufnahme in das Gebäude erst „während der Bauphase beschlossen worden sei“, so Nahrwold. Ein Punkt, der für heftigen Streit zwischen der Uniklinik und dem St. Josefskrankenhaus sorgte (wir berichteten).
Bis zur Inbetriebnahme des Neubaus werden aktuell die neu angeschafften Medizingeräte installiert. „Ein Großteil der Geräte wird natürlich aus dem bisherigen Bestand kommen und in den verschiedenen Phasen des Umzugs ins neue Gebäude gebracht“, so Faber. „Im letzten Schritt werden alle Bereiche der neuen Klinik umfassend gereinigt.“ Der eigentliche Umzug, so Faber, werde für alle Beteiligen „ein Kraftakt“. „Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass alles klappen wird. Aktuell gehen wir davon aus, dass alle Bereiche fristgerecht umziehen können“, so der Kliniksprecher. Ende September, so der Plan, werden die Ambulanzen und Stationen von der alten in die neue Klinik „innerhalb weniger Tage“ umziehen. Bereits seit einigen Wochen werden die verschiedenen Berufsgruppen in ihre künftigen Arbeitsplätze eingearbeitet.
Der Neubau setzt Maßstäbe. Auf einer Nutzfläche von über 25.000 Quadratmeter finden 156 vollstationäre Betten Platz. Lichtdurchflutete Innenhöfe, begrünte Dachterrassen, breite Treppenhäuser sowie eine 100 Meter lange Magistrale im Inneren sollen den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen. Noch vor ihrer Eröffnung ist die Klinik im Juni auf einem internationalen Architekturkongress in London für ihre gut durchdachten Raumkonzepte und die Patienten-Orientierung als Top-3-Projekt unter 15 Konkurrenten ausgezeichnet worden. Für Pflegefachkräfte wird es ein sogenanntes Skills Lab geben, in dem einzelne Pflege- und medizinische Versorgungssituationen simuliert und videogestützt ausgewertet werden.
Riesiger Wasserspeicher im Keller
Spektakulär ist der riesige, meterhohe und sauerstoffdichte Wasserspeicher im Untergeschoss, der 1,4 Millionen Liter Wasser fassen wird. Er dient als Speicherung von Kälte, eingespeist über eine Ringleitung, worauf auf den Betrieb einer zusätzlichen Kälteerzeugungsanlage verzichtet werden konnte. „Im Ergebnis werden durch die Technologie langfristig Energiekosten und außerdem in erheblichem Umfang auch CO2-Emissionen vermieden“, so Nahrwold. Natürlich ist die Klinik an das unterirdische Wegenetz des Klinikums angeschlossen. Viel zu bieten haben wird der Außenbereich: Patienten und ihre Familien können eines Sinnesgarten erkunden, der Spielplatz geht über in einen Therapiegarten für Bewegungs- und Physiotherapie, auf den Dachterrassen der Klinik soll es Bienenstöcke geben. Geplant ist sogar, dass ein Schäfer die Klinikwiesen besucht, so dass sich die kleinen Patienten um die Schafe kümmern können.
Die Gesamtbaukosten werden sich auf rund 169 Millionen Euro belaufen, wie Nahrwold bestätigt – Baukostensteigerungen inbegriffen. Die Summe ist zwar höher als ursprünglich geplant. Die Feierlichkeiten wird das aber kaum trüben. Zur offiziellen Übergabe am 11. September kommt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach Freiburg. Und bei einem Tag der Offenen Tür am 21. September, kurz vor dem Umzug, ist die Bevölkerung eingeladen, sich selbst ein Bild von der Klinik zu machen.