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Ex-Freiburger Matthias Ruhl hat alle 145 Drei-Sterne Restaurants der Welt getestet

Kulinarische Kunstwerke aus der Sterneküche probierte Matthias Ruhl in 20 Ländern: Beispielsweise ein Gericht mit Sardine, Tomate, Ringelblume und Escabeche-Soße im „Plénitude“ in Paris. Fotos: Privat

Er hat es sich schmecken lassen, dabei war sein Ziel sportlich: Matthias Ruhl, der aus Freiburg stammt, hat alle 145 Drei-Sterne-Restaurants der Welt besucht. Seine Leidenschaft für gutes Essen führte ihn so in 20 Länder. Besonders beeindruckt hat ihn die japanische Küche, auch wenn es nicht immer einfach war, einen Tisch zu ergattern.

Freiburg ist seine alte Heimat, hier ist er aufgewachsen und hat studiert, wohnte in Kirchzarten, bis er mit 24 in die USA auswanderte. Heute lebt er in Los Altos in Kalifornien. Dort hat er bereits 2007 seine Leidenschaft für die Gourmet-Küche entdeckt, als ein Restaurant in der Nähe mit dem dritten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Auf Geschäftsreisen und im Urlaub war er dann immer in Drei-Sterne-Lokalen essen.

Im neuesten Drei-Sterne-Restaurant, dem „Jordnær“ bei Kopenhagen gab’s Chawanmushi (Japanischer Eierstich), Koenigskrabbe, rote Garnelen, Sancho Pfeffer, Limettenschale, Osetra Kaviar, Blumen, frischer Wasabi

Aber erst während der Corona-Pandemie setzte er sich das ehrgeizige Ziel, bis zum seinem 50. Geburtstag alle 145 Sterne-Restaurants der Welt besucht zu haben – in rund 70 davon hatte er zu diesem Zeitpunkt schon gegessen. Möglich machte das Genussreisen eine berufliche Auszeit, er war bei einem Start-up in der IT-Branche tätig, „80 bis 100 Wochenstunde waren normal“, erzählt er. Da kam der kulinarische Rekordversuch recht: auch seine Frau war bei den meisten Testessen dabei, „das ging aber nicht immer, wir haben zwei kleine Kinder, da mussten wir dann eine Betreuung organisieren.“
Anfang Juli hatte es Matthias Ruhl tatsächlich geschafft und mit dem „Jordnær“ bei Kopenhagen das 145. Drei-Sterne-Restaurant besucht.

Das “L’Effervescence” in Tokio servierte einen Salat mit 58 Zutaten.

Beeindruckt hat ihn besonders die japanische Küche: „dort ist man sehr perfektionistisch in Bezug auf das Essen und wie es angerichtet ist, aber auch überaus gastfreundlich und nett“. Trotzdem hat er manchmal an seinem ehrgeizigen Vorhaben gezweifelt, beispielsweise, wenn er eine Reservierung fast wegen eines Staus verpasst hatte oder es unmöglich schien, „überhaupt eine Reservierung zu bekommen“. Allein im „Makimura“ in Tokio brauchte er Monate, um einen Tisch zu ergattern.

Vor allem hat es ihm aber Spaß gemacht und er hat es sich schmecken lassen. „Es gab sehr viele gute Restaurants. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir zum Beispiel das ’Waldhotel Sonnora’ nördlich von Saarbrücken mit unglaublich guter französischer Küche oder auch Das ’Alinea’ in Chicago mit sehr kreativen Menüs – nachdem das mit drei Sternen ausgezeichnet wurde, war es aber leider nicht mehr so spannend“, erzählt er.

In einem Blog berichtet er von seinen Erlebnissen

Das teuerste Menü gab’s im „Ultraviolet“ in Shanghai. Stolze 1.400 Euro standen auf der Rechnung, „im Schnitt kostet der Besuch im Drei-Sterne-Restaurant pro Essen 250 bis 500 Euro“. Und was hat ihn das kulinarische Hobby gekostet? „Ich habe das nie ausgerechnet, aber geschätzt waren es so 100.000 fürs Essen und nochmal das gleiche für die Reisekosten.“

Matthias Ruhl testete die Sterne-Restaurants meist nicht alleine: seine Frau teilt seine Leidenschaft

Auf seinem Blog „Travels for Stars“ (www.travelsforstars.com) hält er seine Restaurantbesuche fest. Das kommt gut an und „ist auch der Sinn der Sache, ich möchte anderen meine Erfahrung weitergeben. Dafür bekomme ich sehr positives Feedback“. Und wie geht es nun weiter – als Testesser aller Zwei-Sterne-Restaurants auf der Welt? „Das wären wohl zu viele und das ändert sich ständig, da käme man nicht hinterher. Aber mir fällt bestimmt etwas ein, die neuen Drei-Sterne-Restaurants, die hinzukommen, werde ich auf jeden Fall besuchen“, sagt er und lacht.

In Freiburg und die Region reist der Wahl-Kalifornier auch gerne – erst Mitte Juli hat er seine Schwester in Kirchzarten besucht. Eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen: „Meine Frau findet es hier toll, vor allem im Dreisamtal, ich könnte mir vorstellen mal wieder hierher zu ziehen“. Matthias Ruhl ist ein Fan von badischem Essen, da dürfen es „dann aber gerne auch mal einfach nur Brägele mit Kräuterquark oder Wurstsalat“ für den Genießer sein.

Perfekt angerichtet: Geräucherter Aal mit Aprikose, Lorbeerblatt und Meerrettich im “Uliassi” in Senigallia in Italien.