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Interview: Neuzugang Patrick Osterhage hat sich beim SC Freiburg gut eingelebt

„Ich will gar nicht wissen, was da im Stadion los sein wird: Patrick Osterhage über das Derby am Samstag gegen den VfB Stuttgart. Foto: Achim Keller„Ich will gar nicht wissen, was da im Stadion los sein wird: Patrick Osterhage über das Derby am Samstag gegen den VfB Stuttgart. Foto: Achim Keller

Als der SC Freiburg im April Patrick Osterhage als zweiten externen Neuzugang vorstellte, hatte Sportdirektor Klemens Hartenbach viel Lob im Gepäck: „Wir sind uns sicher, dass noch enormes Potential ihm steckt“, sagte er über den 24-Jährigen, der vom VfL Bochum kam. Vor dem Pokalspiel in Osnabrück stellte sich Osterhage im Wochenbericht-Interview den Fragen von Matthias Joers – und spricht darüber, was seine Ziele mit dem SC Freiburg sind.

Patrick Osterhage, seit dem Sommer sind Sie beim SC Freiburg. Wie wohl fühlen Sie sich hier?

Patrick Osterhage: Ich fühle mich sehr wohl und habe mich gut eingelebt. Ich habe zum Glück schon eine Wohnung gefunden. Das kann ja, was man so hört, in Freiburg manchmal schwierig sein. Und was die Mannschaft, das Training und die Kabine angehen, muss ich wirklich sagen, dass es mir sehr gut gefällt.

Man hört vom SC immer, wie schnell sich Neuzugänge integrieren. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht?

Osterhage: Nein, würde ich nicht sagen. Ich glaube, in anderen Vereinen ist es vielleicht nicht ganz so einfach wie hier. Dadurch, dass ich aber schon ein paar Spieler kannte und dem Klub der Ruf schon fast vorauseilt, dass es hier relativ easy ist, hat es bei mir auch super geklappt.

Maximilian Eggestein kannten Sie aus Bremer Zeiten. Welche Spieler kannten sie noch, bevor Sie nach Freiburg kamen?

Osterhage: Maxi kenne ich flüchtig aus Bremen, auch Eren (Dinkci, d. Red.) kenne ich aus Bremen und dann die U21-Nationalspieler mit Atu (Noah Atubolu, d. Red.), Kenneth Schmidt und Noah Weißhaupt.

Ist das etwas, worauf man schaut, wenn man sich überlegt, zu einem anderen Verein zu wechseln?

Osterhage: Natürlich macht es das immer einfacher. Ich glaube aber, je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auch, dass man, egal in welcher Mannschaft, immer Leute hat, die man vielleicht von früher kennt oder die man schon mal gesprochen hat. Deswegen ist es auf keinen Fall ausschlaggebend.

Was gab denn den Ausschlag nach Freiburg zu kommen?

Osterhage: Ich denke, es ist ein guter nächster Schritt für mich, um mich persönlich weiterzuentwickeln – das geht in einer Mannschaft, die höhere Qualität und vielleicht nochmal andere Ambitionen hat, ohne jetzt despektierlich zu sein gegenüber dem VfL Bochum. Durch die ersten Gespräche mit dem SC hatte ich immer ein gutes Gefühl. Das ganze Umfeld ist optimal dafür, um sich weiterentwickeln zu können.

Sportdirektor Klemens Hartenbach sagte bei Ihrer Vorstellung, dass der Verein Sie schon länger im Auge hatte. Gab es in den Jahren davor also schon Kontakt?

Osterhage: Wir hatten davor schon mal Kontakt, und nicht erst zu diesem Sommer hin. Wenn das dann am Ende in einen Wechsel mündet, gibt das dem Spieler immer ein gutes Gefühl. Das war bei mir auf jeden Fall auch so.

In den Gesprächen war Julian Schuster mit dabei, während Christian Streich noch Trainer war. Wussten Sie da noch nicht, dass er aufhören würde?

Osterhage: Nein, das wusste ich nicht. Erst als ich unterschrieben habe.

Das heißt, da wussten Sie es vor der Öffentlichkeit?

Osterhage: Ja, ich glaube schon. Es wäre natürlich cool gewesen, noch ein Jahr unter Christian Streich zu machen. Auf der anderen Seite ist ein neuer Trainer immer eine neue Chance für jeden. Nicht nur für Neuzugänge, sondern auch für die, die schon länger hier sind. Deswegen bin ich voll zufrieden. So wie ich jetzt Julian erlebe und die Mannschaft, ist das durchweg positiv.

Was für ein Typ Trainer ist Julian Schuster?

Osterhage: Ich glaube er ist ein Trainer, der ganz viel vermitteln will und der ganz engagiert ist an der Seitenlinie und beim Coaching. Das finde ich auch wichtig, weil es oft um Kleinigkeiten geht und die müssen einfach angesprochen werden. Wenn man da einen draußen hat, der vor Energie sprüht und Sachen vermitteln will, ist das glaube ich immer gut. Egal wie alt jemand ist. Das Alter ist im Fußball sowieso nur eine Zahl. Deswegen hatte ich von Anfang einen super Eindruck von ihm und bin froh.

Man hat das Gefühl, dass die Stimmung in der Mannschaft sehr gut ist. Ist das auch Ihr Eindruck?

Osterhage: Ja. Das ist glaube ich ein Punkt, der den Verein und die Mannschaft auszeichnet. Dass man sich aufeinander verlassen kann, dass die Chemie in der Mannschaft stimmt und genauso die Verbindung mit den Fans und mit der Stadt. Das gibt einem natürlich Energie und ist psychologisch ganz wichtig.

Im letzten Testspiel gegen Florenz waren Sie Teil der Dreierkette, haben sich aber immer wieder bewusst nach vorne fallen lassen. War das eine Vorgabe des Trainers?

Osterhage: Genau. Das war die taktische Vorgabe, die wir ausprobiert haben. Es ist glaube ich nie verkehrt, variabel zu sein, persönlich, aber auch im Spielsystem als Mannschaft. Dafür sind Vorbereitungsspiele da, um Sachen auszuprobieren und einzustudieren. Die Herausforderung bestand darin, dass man da aufeinander achtet, dass alle gut positioniert sind und dass die Räume gut besetzt sind.

War die Position neu für Sie?

Osterhage: Im Profifußball war es auf jeden Fall neu. Ich habe es in der Jugend vielleicht mal ein halbes Jahr ein bisschen so gespielt. Aber im Grunde ist es neu und es ist natürlich eine andere Position mit anderen Aufgaben.

Wohler fühlen Sie sich aber im zentralen Mittelfeld?

Osterhage: Ja. Einfach dadurch, dass ich es schon über so viele Jahre spiele, ist es natürlich meine erste Position und fühle mich da wohler. Aber wie gesagt, ist es auf der anderen Seite nie verkehrt, flexibel zu sein und auf mehreren Positionen eingesetzt zu werden.

Erster Arbeitstag: Patrick Osterhage beim Trainingsauftakt des SC Freiburg vor der neuen Saison. Foto: Joers

Mit welchem Gefühl starten Sie in die Bundesliga. Wozu ist die Mannschaft in der Lage?

Osterhage: Ich gehe mit einem guten Gefühl in die Pflichtspiele. Klar, in der Bundesliga kommen gleich am Anfang zwei sehr schwierige Spiele. Aber wir haben unsere Stärken. Und auf die sollten wir uns konzentrieren und nicht zu sehr auf die anderen Vereine kucken. Wir sollten einfach mutig auftreten. Mit der Qualität, die wir haben, die ich auch im Training tagtäglich sehe, braucht man sich nicht verstecken, sondern kann mit breiter Brust in die Spiele gehen.

Früher hieß es beim SC immer die 40 Punkte erreichen, alles andere ist zweitrangig. Wie wird mannschaftsintern über das Saisonziel gesprochen?

Osterhage: 40 Punkte sind natürlich erstmal gut, aber ich glaube da sollte es nicht enden. Wenn man schaut, was Freiburg die letzten Jahre gemacht hat, dass sie international gespielt haben, ist es glaube ich nicht verkehrt, da anzusetzen, und das als Ziel zu nehmen.

Was haben Sie sich persönlich vorgenommen?

Osterhage: Das in Zahlen auszudrücken, ist immer schwierig. Ich möchte natürlich spielen. Jeder Spieler möchte spielen, ich auch und das von Anfang an. Was Tore und Vorlagen angeht, mag ich es nicht so, das öffentlich zu sagen. Aber da habe ich auch Ziele, auf jeden Fall.

Sind Tore und Vorlagen etwas, wo Sie sich verbessern möchten?

Osterhage: Ja, natürlich. Aber es kommt natürlich immer auf das System an, auf die Aufgaben, die man hat, ob man in die Position kommt, um torgefährlich zu sein oder vorzulegen. Wenn man andere Aufgaben hat, muss man sich aber darauf konzentrieren, und darf nicht nur die Tore und die Vorlagen sehen. Aber natürlich ist es immer geil, der Mannschaft damit zu helfen.

Zwei Bundesliga-Tore haben Sie bis jetzt auf dem Konto. Darunter der wunderschöne Treffer aus dem Januar gegen ihren Jugendverein Werder Bremen. Sind Sie jemand, der sich so ein Tor immer wieder mal anschaut?

Osterhage: Das wurde mir schon öfter gezeigt nach dem Spiel. Klar, sieht man sich das zwischendurch immer mal wieder an. Aber am Ende ist es Vergangenheit und wenn jetzt keines mehr dazu kommt, ist das Tor auch egal.

Das Derby gegen den VfB Stuttgart wäre doch ein guter Zeitpunkt, um an Ihrer Torbilanz feilen…

Osterhage: Auf jeden Fall. Das wäre ein überragender Einstand. So könnte man es sich auch erträumen.

Kribbelt es schon, wenn Sie an das erste Heimspiel vor vermutlich ausverkauftem Haus denken?

Osterhage: Auf jeden Fall. Ich hatte schon Gänsehaut, als jetzt das Stadion gegen Florenz voll war. Da will ich gar nicht wissen, was in so einem Spiel los sein wird. Deswegen: Absolute Vorfreude. Man ist auch froh, dass es jetzt los geht, dass die Vorbereitung geschafft ist, dass es an Punkte geht und an die wichtigen Spiele.