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Flohmärkte werden vor allem bei Jüngeren beliebter

Flohmärkte treffen den Zahn der Zeit. Foto: Enya Steinbrecher

Flohmärkte erleben eine regelrechte Renaissance: Von Frühjahr bis Herbst gibt es kaum ein Wochenende, an dem kein Flohmarkt stattfindet. Auch in Freiburg sind die Trödelmärkte so beliebt wie nie zuvor.

Seit rund 13 Jahren ist Andreas Wölfle im Organisationsteam des Flohmarkts in der Habsburgerstraße, des größten Flohmarktes in Freiburg. Bis zu 18.000 Besucher und 300 Aussteller aus ganz Baden-Württemberg zieht der Flohmarkt an. „Hier wird einfach alles verkauft“, so Wölfle.

Die Leute kommen, um zu stöbern – und aufgrund des besonderen Flairs in der Straße, so Wölfle. Gerade nach Corona hätten die Leute regelrecht mit den Hufen gescharrt: „Da standen alle in den Startlöchern – es sammelt sich ja auch einiges zu Hause innerhalb von drei Jahren.“
Auch der Stadtteilverein Vauban richtet seit 10 Jahren regelmäßig Flohmärkte aus: Das Interesse innerhalb des Stadtteils sei konstant geblieben, so Olena Lytvynenko. Seit Kurzem verzeichne man jedoch viele Anfragen aus dem Umkreis von Freiburg. „Das ist neu“, so Lytvynenko.

Unter den jungen Menschen seien Flohmärkte beliebt, so Angelika Bährle, die den Güterbahnhof- und den Wiehrebahnhof-Flohmarkt ausrichtet. Früher seien Flohmarktgänger oft der älteren Generation angehörig gewesen, in der Zwischenzeit seien zwei Drittel junge Menschen. „Bei den Verkäufern ist es hälftig“, sagt Bährle.

Vom Zulauf habe sich wenig verändert – „es war schon immer sehr voll“, so Bährle. Das Angebot ist abwechslungsreich und hat ein hohes Niveau: Kleidung, Dekoartikel und Bücher, aber auch Schallplatten, Schuhe und Geschirr werden gesucht. „Dinge des täglichen Bedarfs“, so Bährle.

Heute seien Flohmärkte Zeitgeist, so Angelika Bährle. Die Einkommen seien oft nicht so hoch, dass man sich alles neu kaufen kann oder will. Aber: „Ein Flohmarkt ist auch ein Forum für Menschen“, sagt sie. So würden sich hier Menschen immer wieder treffen und Bekanntschaften entstehen.

Dieter Maier von SüMa Maier Veranstaltungen zählt mit 42 Jahren Erfahrung zu den ältesten Veranstaltern in ganz Baden-Württemberg und veranstaltet regelmäßig Flohmärkte in der Messehalle in Freiburg. In den 90er-Jahren habe er einen extremen Flohmarktboom erlebt – damals hatte er im Jahr bis zu 170 Flohmärkte. Heute sind es nur noch 16 – „wir machen aber auch nur noch die auf der Messe Freiburg.“

Trotzdem ist er zufrieden: „Wir haben konstant gleichen Erfolg und fast immer alles ausverkauft“, so Maier. Die Besucherzahlen schwanken zwischen 2.000 und 3.000 Besuchern. Im Schnitt seien 50 Nationalitäten auf den Märkten vertreten. „Viele kaufen gebrauchte Haushaltsgegenstände oder Kleidung“, so Maier. Rund ein Drittel der Stände hätten Antiquitäten mit Sammlerwert.

Neu sei auch hier, dass viele junge Menschen die Flohmärkte besuchen. Zwei Mal im Jahr veranstaltet Maier einen Mädchenflohmarkt – „da kommen in vier Stunden zweieinhalbtausene junge Mädchen“, sagt er.

Der Reiz eines Flohmarktes sei, den Preis zu verhandeln – von zehn auf sieben Euro, das geht auf dem Flohmarkt, aber nicht im Geschäft. Und: „Jeder sucht etwas, von dem er noch gar nicht weiß, dass er es sucht.“

Regelmäßig auf Flohmärkten anzutreffen ist Celina Rombach. Was Dieter Maier über Flohmarktgänger zu berichten weiß, trifft auf sie zu: „Ich suche nichts Bestimmtes“, sagt die 24-Jährige. Der Besuch auf dem Familienflohmarkt des Klara-Familienzentrums im Stühlinger war eine spontane Idee ihrer Schwester.

„Ich möchte mehr Second-Hand-Kleidung kaufen – wegen der Umwelt und weil es günstiger ist“, so Celina Rombach. Rund 70 bis 80 Prozent ihrer Garberobe besteht aus Second-Hand-Kleidung. Der besondere Reiz: „Man sieht hier einiges, was man in Läden nicht findet.“ Außerdem sei der Kontakt persönlicher.

Auch im Handeln versucht sie sich: „Wenn mir der Preis zu hoch ist, dann handle ich schon einmal runter“, sagt Rombach. Anderen Flohmarktgängern rät sie, nicht mit einem bestimmten Ziel hinzugehen, sondern sich Zeit zu nehmen – vor allem, wenn man sich unsicher ist.