Für Projektentwickler Peter Unmüßig war die Entwicklung eines neues Quartierszentrums in Landwasser eine Herzensangelegenheit. Jetzt ist das 175-Millionen-Euro-Projekt fertiggestellt und es pulsiert darin das Stadtteilleben. Der 73-jährige gebürtige Freiburger kann sich noch viele andere Großprojekte in der Stadt vorstellen. Im Gespräch mit Redaktionsleiter Sven Meyer spricht der wohl bekannteste Baulöwe des Breisgaus darüber.
Herr Unmüßig, das neue Zentrum Landwasser war aufgrund des langen Vorlaufs, der Verwerfungen durch die Pandemie und den Ukrainekrieg, wohl eines ihrer schwierigsten Projekte. Lässt sich aber nun sagen: Ende gut, alles gut?
Peter Unmüßig: Es war von Anfang an ein Projekt mit vielen Hindernissen. Und gewissermaßen ein Projekt in Familientradition: Mein Vater hatte vor mehr als 50 Jahren das alte Zentrum mit unserem Unternehmen gebaut. Aber irgendwann nagt an allem der Zahn der Zeit. Das sah zuletzt furchtbar aus, überall wuchs Gras zwischen den Pflastersteinen heraus. Man hat die Nerven der Landwasseraner sehr strapaziert. Der damalige Finanzbürgermeister Otto Neideck hat mich gebeten, ob wir uns dem nicht annehmen können. Wir haben dann eine sehr anspruchsvolle Projektplanung entwickelt. Mindestens zehn Jahre kam die Stadtverwaltung nicht in die Gänge. Dann kamen die Pandemie, die Zinswende, der Ukrainekrieg und die Folgen mit Lieferengpässen, steigenden Rohstoffpreisen etc. – das hatte tatsächlich bei diesem Projekt ökonomisch große negative Auswirkungen. Aber wir haben es mit plus-minus-null am Ende hingekriegt, und darauf sind wir sehr stolz. Was mich auch sehr freut: Von den Bewohnern Landwassers erhalten wir eigentlich ausschließlich positive Rückmeldungen.
Werden Sie das fertige Projekt nun an institutionelle Anleger verkaufen?
Unmüßig: Normalerweise ja, aber aktuell ist der Markt kaputt. Nicht umsonst fallen gerade viele Bauträger um wie die Fliegen. Aktuell gibt es kaum Kaufinteressenten. Daher nehmen wir das Zentrum Landwasser nun in unseren eigenen Bestand. Das ist für uns praktisch ein Nullsummenspiel. Das können wir machen, weil wir immer gut gewirtschaftet haben. Irgendwann, in vermutlich drei bis fünf Jahren, wird sich der Markt wieder drehen, dann verkaufen wir.
Von Landwasser über die Westarkaden bis zum Güterbahnhofareal haben Sie sich an vielen Stellen in Freiburg verewigt. Was reizt Sie als nächstes?
Unmüßig: Mich reizt hier noch vieles. Ich will mich immer weiterentwickeln. Ein Projekt, das in Sichtweite ist, ist die Neubebauung am Europaeck, das sind das ehemalige Commerzbank-Gebäude am Nordende der Bahnhofsache und das danebenstehende Hochhaus. Seit 10 Jahren machen wir daran rum. Wir sind uns nun über eine sehr schöne Bebauung mit der Stadt einig. Es wird Einzelhandel, Hotel und Wohnungen geben. Mitte 2026 wollen wir mit dem Bau beginnen, im Jahr 2029 soll es dann fertig sein.
Ein weiteres Diskussionsthema ist Kleineschholz, das gemeinwohlorientierten Bauträgern vorbehalten sein soll. Dennoch möchten Sie dabei sein.
Unmüßig: Auch die Gemeinnützigen müssen doch irgendwie ein Ergebnis erzielen, sonst kriegen die gar keine Finanzierung von irgendeiner Bank. So wie die Stadt sich das vorstellt, geht das gar nicht. Alles muss betriebswirtschaftlich vernünftig darstellbar sein. Ich will jetzt einfach mal den Lackmustest machen und der Politik den Spiegel vorhalten. Wenn ich am Ende die beste Variante für den einkommensschwachen Mieter offerieren kann, wie entscheidet man dann? Das Endergebnis muss doch ausschlaggebend sein – egal ob es von den vermeintlich Guten oder einem angeblich Bösen wie mir kommt. Daher habe ich ein Angebot abgegeben. Ich bin gespannt, ob die Stadt über ihren Schatten springen kann.
Gegenüber der BZ hatten Sie vor kurzem angedeutet, es sei in Freiburg schwieriger als anderswo zu bauen. Ist das wirklich so?
Unmüßig: Nein, das kann man so nicht sagen. Es gibt hier aber eine generelle Geisteshaltung, die vieles erschwert. Der Prophet im eigenen Land gilt hier nichts. Ich mache ja wirklich viel, habe in den zurückliegenden Jahren etwa 1,2 Milliarden Euro Projektvolumen nach Freiburg gebracht, es entstehen Werte, aber hier wird das kaum goutiert. In anderen Städten wird viel mehr die Kreativität und das Engagement eines Projektentwicklers gewürdigt.
Sie sind einer der Top 10 Projektentwickler in Deutschland. Und seit geraumer Zeit auch in Guatemala. War Ihnen etwa langweilig, brauchten Sie ein Abenteuer?
Unmüßig: Ein bisschen geht es in die Richtung. Ich bin ja mit einer Guatemalteka verheiratet und fliege einige Male im Jahr dorthin, immer zwei Wochen. Es ist wunderschön, aber irgendwann wurde es auch langweilig. Ich kann mir ja nicht nur Vulkane und exotische Blumen anschauen. Da ich nichts anderes gelernt habe, als zu arbeiten, kam ich auf die Idee, dort ein Unternehmen zu gründen. Das war vor zehn Jahren. Inzwischen haben wir 40 Mitarbeiter und bauen in Downtown von Guatemala City sehr schöne hochwertige Hochhäuser made in Germany – mit Hansgrohe Badarmaturen und allem, was dazu gehört. Es ist schon etwas abenteuerlich, aber inzwischen kenne ich da meine Pappenheimer.
Man könnte nun ja sagen, ein Kreis schließt sich: Ihr Vater hat den ersten Zentrumsbau von Landwasser verantwortet, nun haben Sie ein neues Zentrum fertiggestellt. Aber es klingt nicht so, als würden Sie an Ruhestand denken.
Unmüßig: Nein, dazu macht es viel zu viel Spaß – zumal ich ja auch meinen erfolgreichen jungen Kollegen und meinem Sohn gegenüber verantwortlich bin. Ich möchte und werde ihnen helfen, erfolgreich in die Zukunft zu kommen. Wir sind als mittelständisches Unternehmen 78 Jahre am Markt und auch in 78 Jahren soll es die Firma noch geben. Es gibt noch viel zu tun. Landwasser zum Beispiel braucht jetzt einen neuen Platz der Begegnung, das darf kein Schrottplätzchen werden. Ein Platz ist ein wichtiger Ort der Begegnung und natürlich muss es da auch eine schöne Lokalität geben, wo die Menschen etwas essen und trinken können – das ist meine Lebenskultur.