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100 Jahre Weltspartag: „Die Deutschen sind beim Geldanlegen weiterhin zurückhaltend“

Sparen Geldanlage WeltspartagDie Weltsparwoche ist nur was für Kinder mit Sparschweinen voller Münzen? Weit gefehlt. Über Geld reden ist wichtiger denn je. Deshalb haben wir uns mit Lars Hopp (rundes Foto) von der Sparkasse Freiburg unterhalten. Foto: Adobe.Stock / Andreas Koch

100 Jahre Weltspartag – für uns ein Grund, um Lars Hopp, Vorstandsmitglied der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau im Interview den Bundesbürgern auf den Zahn zu fühlen und zu fragen: Wie spart der Deutsche?

Herr Hopp, trotz sinkender Inflation sind viele zurückhaltend beim Konsum. Ist die Motivation zu sparen so groß wie lange nicht?

Lars Hopp: Ja, definitiv. Während der Niedrigzinsphase ist das Thema Sparen bei vielen Kunden fast in Vergessenheit geraten. Jetzt sind die Zinsen zurück, und das erhöht die Attraktivität des Sparens deutlich. Hinzu kommt, dass die Preise zwar langsamer steigen, aber weiterhin hoch sind. Das führt dazu, dass viele bewusster konsumieren und genau überlegen, wo sie sparen können. Die Verunsicherungen durch den Ukraine-Krieg und die gestiegenen Energiekosten sorgen zusätzlich dafür, dass viele sich ein finanzielles Polster schaffen wollen. Auch das Thema Altersvorsorge gewinnt an Bedeutung. Der Wunsch zu sparen ist also tatsächlich größer geworden – und damit auch die Frage: Wie viel bleibt am Monatsende übrig, um es zur Seite zu legen?

Reichen da schon kleine Beträge?

Hopp: Absolut! Genau das wollen wir fördern. Viele Menschen stehen vor dem ersten, wichtigsten Schritt: überhaupt mit dem Sparen anzufangen. Schon ab 25 Euro monatlich gibt es attraktive Sparmöglichkeiten. Das ist auch das Ziel der Weltsparwoche: die Hemmschwelle fürs Sparen zu senken und das Thema den Menschen näherzubringen.

Wie risikofreudig sind die Deutschen beim Geldanlegen?

Hopp: Im internationalen Vergleich sind wir weiterhin eher zurückhaltend. Die deutschen Sparer sind grundsätzlich konservativ, aber das hat sich ein Stück weit gewandelt. Durch Produkte wie ETFs ist das Thema in den Fokus gerückt. Trotzdem bleibt Vorsicht in der Anlageplanung hierzulande ein prägender Faktor.

Lars Hopp ist Mitglied des Vorstands der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau. Foto: Joers

Angenommen ich habe 10.000 Euro angespart. Welcher Anlagemix wäre empfehlenswert?

Hopp: Da würde ich erst einmal nachfragen, wie Ihre Präferenzen hinsichtlich Sicherheit, Renditeerwartung und Verfügbarkeit des Geldes aussehen. Wir sprechen hier vom „magischen Dreieck“: Sie können nicht alle drei Aspekte maximal bedienen, ohne bei einem Abstriche zu machen. Wenn Sie etwa in zwei Jahren ein Auto kaufen möchten und dafür flexibel bleiben wollen, wären Aktien vermutlich weniger geeignet.

Eignen sich ETFs daher besonders für Berufsanfänger, die Geld über einen langen Zeitraum zurücklegen wollen, ohne es anzutasten?

Hopp: Das würde ich so sehen. Mit ETFs kann man breit gestreut investieren, ohne sich auf Einzeltitel festzulegen. Ein besonders beliebter Index ist der MSCI World, der rund 1.600 Einzelwerte umfasst. Hier sind Sparpläne schon ab 25 Euro monatlich möglich. Das ist nicht nur aus Risikogesichtspunkten attraktiv, sondern zeigt auch eine positive Renditeentwicklung – zumindest rückblickend.

Laut dem aktuellen Vermögensbarometer des deutschen Sparkassenverbandes ist gerade die jüngere Generation offen für Anlagestrategien. Woran liegt das?

Hopp: Wir beobachten, dass viele junge Kunden gut informiert sind, oft durch soziale Medien oder Podcasts. Sie wachsen in einem anderen wirtschaftlichen Umfeld auf als ihre Eltern und legen mehr Wert darauf, für größere Ziele zu sparen. Das betrifft allerdings nur einen Teil der jungen Generation; der andere Teil, der sich weniger mit Finanzen beschäftigt, benötigt weiterhin eine gezielte Ansprache und Beratung durch Banken oder Sparkassen.