Es gibt viele Entwicklungen beim SC Freiburg, die mit Blick auf die Rückrunde zuversichtlich stimmen. Eine davon ist die des gebürtigen Freiburgers und SC-Torhüters Noah Atubolu.
Wenn am 25. Januar der FC Bayern München im Europa-Park Stadion zu Gast ist, wird Noah Atubolu einmal mehr in den Genuss kommen, auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz von den Fans mit „Atu, Atu“-Rufen begrüßt zu werden. „Gänsehaut pur“ habe er schon Mitte Dezember erlebt, sagt Atubolu. Nach seinen Glanztaten gegen Wolfsburg hatten damals die Fans auf der gewaltigen Südtribüne den gebürtigen Freiburger zu sich auf den Zaun gerufen, um nach Spielende mit ihm den 3:2-Sieg zu feiern. „Wenn die Fans nach so einem Spiel meinen Namen rufen, macht mir das sehr viel Spaß“, so Atubolu – und fügt dann hinzu: „Das zeichnet mich glaube ich aus in den letzten Wochen“ und meinte damit seine aufsteigende Formkurve.
Schuster lobt die Entwicklung seiner Nummer eins
Atubolu weiß, was er seiner Mannschaft zu geben hat. Und da war die Partie vom Samstag gegen Kiel, als der 22-Jährige in allerletzter Minute das Kieler 3:3 vereitelte, noch gar nicht gespielt. Der junge Torhüter macht in dieser Saison den Eindruck, als sei er in seiner Rolle als Nummer eins zwischen den Pfosten des SC Freiburg angekommen. Über die große Lücke, die Vorgänger Mark Flekken im SC-Tor hinterließ, redet im Breisgau keiner mehr. Mit einer Paradenquote von 67 Prozent und vier Zu-Null-Spielen rangiert Atubolu derzeit unter den Top-Sechs-Keepern der Liga.
Fast noch wichtiger als die reinen Statistiken ist sein Auftreten: Atubolu bringt ein Mindset und eine Ausstrahlung mit sich, die ihn trotz seines jungen Alters sehr gefestigt wirken lassen. Ein Aussetzer früh im Spiel wie gegen Kiel, als er schon in der ersten Spielminute nur durch einen Laufsprint einen selbst verursachten Fehler gerade noch ausbügeln konnte, wirft ihn offensichtlich nicht aus der Bahn.
„Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man so in das Spiel startet, dann trotzdem noch diese Leistung zu zeigen. Er hält viele große Chancen des Gegners“, sagt sein Trainer Julian Schuster und kommt zu dem Fazit: „Atu hat eine tolle Entwicklung.“
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde der SC-Keeper Opfer geschmackloser Kritik in den Sozialen Medien, was Schusters Vorgänger Christian Streich im April dazu veranlasst hatte, den Freiburger Weg, ein Eingewächs ins SC-Tor zu stellen, zu verteidigen („Die Leute sollten jubeln!“).
Jetzt, ein gutes halbes Jahr später, ist es Atubolu selbst, der den Soundtrack seiner Karriere bestimmt – vor allem mit starken Taten auf dem Rasen, aber auch mit Worten. Er zählt inzwischen zu den regelmäßigen Gästen in der Freiburger Mixed Zone und gibt dort vor der Presse seine Einschätzung zu den Spielen ab. Das ist keine Selbstverständlichkeit für einen Nachwuchsspieler. Und es zeigt, welchen Status er innerhalb der Mannschaft bereits hat. In diesen Momenten erfährt man dann, wie es Atubolu gelingt, mit eigenen Fehlern oder denen der Mannschaft umzugehen. „Mich nervt sowas sehr. Das muss ich aber für mich in den Griff bekommen. Was vergangen ist, muss ich in der Vergangenheit lassen“, sagt der 1,90 Meter-Mann, der als sehr selbstkritischer und fleißiger Fußballarbeiter gilt.
Für Atubolu, der im Freiburger Stadtteil Weingarten aufgewachsen ist und seine fußballerischen Anfänge bei der SF Eintracht Freiburg und dem Freiburger FC machte, soll der Trend in der Rückrunde weiter aufwärts zeigen. Dass er das Zeug dazu hat, hat er längst bewiesen.