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Seit dem Ampel-Aus: Viele Neumitglieder für die Parteien in Freiburg

Bundestagswahl ParteienSeit dem Ampel-Aus sind die Eintritte in die Parteien in Freiburg sprunghaft angestiegen. Foto: Thomas Kunz

In rund vier Wochen wählt Deutschland einen neuen Bundestag. Doch wie wirken sich der Zerfall der Ampel und die bevorstehenden Wahlen auf die Mitgliederzahlen der Kreisverbände in Freiburg aus? Wir haben nachgefragt.

Immer mehr Menschen möchten sich politisch engagieren: Dies tun sie unter anderem durch den Eintritt in eine Partei kund. Das bestätigen auch die Kreisverbände in Freiburg: Normalerweise habe man rund 10 bis 15 Eintritte in die Partei pro Monat, so Veronica Barth, Geschäftsführerin der Grünen. Seit dem Bruch der Ampel habe man jedoch 300 Mitglieder gewonnen: Als Grund sieht sie vor allem den „zunehmenden Wunsch in der Bevölkerung, klare Stellung für die Demokratie zu beziehen“, so Barth, die sich mit den Zahlen sehr zufrieden zeigt. Rund ein bis zwei Austritte im Monat verzeichnen die Grünen, diese Zahlen sind gleich geblieben. „Die Altersstruktur ist bunt gemischt“, sagt Barth.

Anders ist das beim Kreisverband der Linken Freiburg: Rund 69 Prozent der Neumitglieder seit Anfang des vergangenen Jahres seien unter 31, so Mirko Boysen. Seit Anfang 2024 habe der Kreisverband 127 Mitglieder gewonnen, 67 davon allein seit dem 7. November. 41 davon fallen in das Jahr 2025. Neben dem „außerparlamentarischen Aktivismus“ und den guten Verbindungen in soziale Bewegungen sieht Mirko Boysen auch die Abspaltung von Sahra Wagenknecht als Auslöser für „Eintrittswellen“. Die „Rechtsentwicklung und das Versagen der bürgerlichen Parteien“ seien Antrieb für Neumitglieder, die Linke als Alternative zu sehen. Mit der Entwicklung der Zahlen zeigt sich sich der Kreisverband zufrieden, ebenso wie über eine steigende Anzahl an weiblichen Neueintritten.

Rund 20 Neumitglieder hat die CDU in Freiburg seit dem Ampel-Aus zu verzeichnen. „Mit einer Altersspanne von 18 bis 67 Jahren sind zahlreiche Generationen vertreten“, so Johannes Rodloff aus der Kreisgeschäftsstelle. Ebenso spiegele sich in beruflicher Hinsicht die gesamte Bandbreite der Gesellschaft wider. Zwar erfasse man keine Gründe, so Rodloff, allerdings sei „die Unterstützung der CDU im Bundestagswahlkampf eine zentrale Motivation“. Vier Personen hatten den Kreisverband im selben Zeitraum verlassen, die Gründe – sofern sie genannt worden waren – seien politischer Natur gewesen, so Rodloff.

Auch im FDP-Kreisverband gehen die Zahlen der Eintritte nach oben: „Seit dem Ampel-Ende haben wir 17 Eintritte und neun Austritte – also wir wachsen“, so Marianne Schäfer, Vorsitzende des Kreisverbandes. Dies sei aber im Zeitraum von Wahlen normal. Selbiges hätte man bei der letzten Bundestagswahl bemerkt. „Das Ampel-Ende war ein besonderes politisches Ereignis. Das motiviert Menschen sich zu engagieren“, so Schäfer. Gerade im Moment würden die Menschen die Demokratie stärken wollen. Während in der Vergangenheit vor allem junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren in den Kreisverband der FDP eingetreten seien, sei die Durchmischung von Geschlecht und Alter in der Zwischenzeit größer.

Dass die Eintritte in die Parteien zugenommen haben, sieht Michael Wehner von der Freiburger Außenstelle der Landeszentrale für Politische Bildung als gutes Zeichen: „Deutschland ist nach wie vor eine Parteiendemokratie und man kann Leute nur dazu ermutigen, Parteien beizutreten“, so Wehner. Ob dies langfristige oder nur ein kurzes Strohfeuer sei, weiß er nicht und zieht den Vergleich zu Fridays for Future: „Da haben wir 2019 gemerkt, dass das schnell abgeebbt ist“, so Wehner. Auffällig sei, dass sich die großen Volksparteien in den letzten 35 Jahren etwa halbiert haben. So könne man im Bezug auf die Bundestagswahl 2025 durchaus eine schwierige Koalitionsbildung befürchten, wenn alle Parteien, die die Aussicht darauf haben, die Fünf-Prozent-Hürde nehmen.

Zwar haben derzeit rund 80 Prozent der Wählenden eine klare Meinung zur AfD und dem Rechtspopulismus. Aber: „Die kommende Regierung steht unter extremem Druck und muss liefern.“ Enya Steinbrecher

Hinweis der Redaktion: Von AfD und SPD waren bis Redaktionsschluss keine Statements zu erhalten.