Die fristlosen Kündigungen des Domkapellmeisters wegen angeblichen Vorfällen sorgen jetzt für neuen Wirbel im Streit um die Freiburger Dommusik. Das Erzbistum soll sich in dem Fall auch strafrechtliche Schritte gegen den Kirchenmusiker vorbehalten haben.
Der Rechtsstreit um den Leiter der Dommusikschule Freiburg, Boris Böhmann (60), hat eine neue Dimension erlangt: Das Arbeitsgericht in Freiburg hat bestätigt, dass seit Mitte Januar zwei fristlose Kündigungen gegen den bereits vom Dienst freigestellten Kirchenmusiker ausgesprochen wurden. Böhmann habe gegen seinen fristlosen Rauswurf eine Kündigungsschutzklage eingereicht, so ein Sprecher des Gerichts.
Im Fall der ersten fristlosen Kündigung vom 17. Januar geht es unseren Informationen zufolge um einen Vorfall vom 7. Januar, bei dem der Vorwurf der Untreue oder der Unterschlagung im Raum steht: Damals soll Böhmann nach Informationen unserer Redaktion beim Aufräumen seines Schreibtischs den Inhalt zweier Umschläge mit Spenden an zwei der Chöre des Freiburger Münsters eingesteckt haben. Es geht laut unseren Informationen um einen Geldbetrag von bis zu 1.000 Euro. Das Bistum soll sich in dem Fall auch strafrechtliche Schritte gegen den Kirchenmusiker vorbehalten haben.
Laut Informationen unserer Redaktion soll es in einem weiteren Fall, für den am 24. Januar eine Kündigung ausgesprochen wurde, um Unregelmäßigkeiten bei einem Künstlervertrag gehen, den Böhmann für eine Sängerin ausgestellt haben soll und bei dem er falsche Angaben über deren bestehendes Arbeitsverhältnis mit dem Bistum gemacht haben soll. Ein Sprecher von Erzbischof Stephan Burger hat bestätigt, dass es die zwei fristlosen Kündigungen und Böhmanns Klagen dagegen gibt, wollte sich dazu am Montag aber inhaltlich weiter nicht öffentlich äußern. Auch Böhmanns Anwalt Knut Müller in München hat inzwischen bestätigt, dass es die beiden neuerlichen Kündigungen gegen seinen Mandanten gibt.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Arbeitgeber Böhmanns, der Freiburger Domfabrikfonds, eine außerordentliche Kündigung gegen Böhmann aus nicht näher bekannten Gründen ausgesprochen. Hintergrund seien „langjährige Konflikte“ mit dem Kirchenmusiker gewesen, so der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ohne Nennung näherer Details.
Böhmanns Kündigung hatte in Freiburg eine Protestwelle von Unterstützern des Musikers ausgelöst, es kam zu unschönen Störaktionen in mehreren Gottesdiensten im Freiburger Münster, unter anderem im Rahmen der Christmette an Weihnachten. Derzeit beschäftigt der Fall das Landesarbeitsgericht. Im März soll es einen Verhandlungstermin geben, hieß es dazu am Montag.
Autor: Bernd Peters