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Angriffe auf Rettungssanitäter sind nach wie vor selten

Die Besatzung eines Rettungswagen der Malteser wurde in der Nacht auf den 16. Mai von einem Patienten angegriffen – es gab einen Verletzten. Foto: Patrick Seeger / Malteser Freiburg

Zu einem Angriff mit Folgen kam es in der Nacht vom 15. auf den 16. Mai in der Freiburger Innenstadt: Ein Patient ging auf zwei Notfallsanitäter los und verletzte einen davon erheblich. Lennart Schmedding ist stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes der Malteser. Im Gespräch mit Enya Steinbrecher berichtet er von dem Vorfall und von großem Rückhalt in der Bevölkerung, denn eine solche Eskalation ist selten.

Am 16. Mai kam es zu einem Angriff auf die Besatzung eines Rettungswagens der Malteser.
Was genau ist passiert?

Lennard Schmedding ist stellvertretender Leiter der Malteser Freiburg. Foto: Seeger / Malteser

Schmedding: In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai wurde die Besatzung gegen halb zwei zu einem bewusstlosen Patienten in der Innenstadt geschickt. Vor Ort fanden sie auch einen bewusstlosen Patienten vor und haben die Behandlung begonnen. Währenddessen ist der Patient plötzlich wach geworden, hat sofort um sich geschlagen und dabei auch gezielt auf ein Besatzungsmitglied eingeschlagen. Der Patient trug außerdem ein Klappmesser bei sich, das zwar noch zusammengeklappt war, aber mit dem er ebenfalls gedroht hat. Die Besatzung konnte sich in den Rettungswagen retten, aber der Patient hat weiterhin randaliert und auch das Auto mit einem schweren Gegenstand beschädigt und die Tür eingedellt.


Letzten Endes musste die Polizei die Situation entschärfen. Kommt so etwas häufig vor?

Schmedding: Eine Eskalation in diesem Ausmaß haben wir bei den Maltesern Freiburg noch nie erlebt. Es kommt zwar immer wieder zu Aggressionen auch gegenüber dem Rettungsdienst, aber eine Zunahme sehen wir nicht: In der Statistik bezieht sich diese meist auf die Polizei. Natürlich kommt es hin und wieder auch vor, dass zum Beispiel Betrunkene aktiv den Rettungsdienst angehen oder behindern. Bei den meisten Einsätzen richten sich Aggressionen allerdings nicht gegen den Rettungsdienst als solchen, sondern gegen den Nächstbesten.


Wie geht es jetzt weiter?

Schmedding: Der Notfallsanitäter hat erhebliche Verletzungen im Gesichtsbereich davongetragen und wurde in der Uniklinik behandelt. Die anwesende Sanitäterin hat körperlich keine Verletzungen erlitten – das größere Thema ist hier aber meist die psychische Komponente.


Wo erhält Ihr Team in solchen Fällen Hilfe?

Schmedding: Wir haben bei den Maltesern niederschwellige Kontaktmöglichkeiten, zum Beispiel geschulte Ansprechpartner aus dem Kollegium. Außerdem gibt es eine Hotline, wo unsere Mitarbeiter anonym über ihre Erlebnisse sprechen können. Für größere Probleme arbeiten wir mit Psychologen der Uniklinik zusammen. Dass wir so viele Angebote haben, ist gut, weil jeder Mensch eine andere Art der Unterstützung bevorzugt.


Bereiten Sie Ihre Mitarbeitenden auf solche Situationen vor?

Schmedding: Das Thema ist Teil der Berufsausbildung: Wir müssen immer ein Stück weit vorausplanen. Solche Extremsituationen kann man allerdings nicht planen. Wir müssen bei jedem Patienten davon ausgehen, in einer geschützten Umgebung zu sein. Bei bestimmten Einsätzen gehen wir allerdings defensiver vor, wenn wir von einer Eskalation ausgehen müssen. Das kann zum Beispiel sein, wenn wir bei einer Schlägerei erst auf die Polizei warten. Bei einem Großteil der Einsätze gibt es für uns allerdings keine Bedrohungssituation. Der Rückhalt aus der Bevölkerung ist groß. Auch die unterstützenden Reaktionen in den sozialen Medien auf den Vorfall spiegeln dies wieder.