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Beauty-Boom in Freiburg

Boom der Schönheits-OP„Die Menschen, die zu uns kommen, kommen quer aus allen Altersklassen und sozialen Schichten“, sagt Andreas Dorow, Gründer und Chefarzt der Dorow Clinic. Foto: Picture Alliance / Shotshop

In Zeiten von Zoom-Konferenzen, Instagram-Inszenierungen, Influencern und Online-Dating-Profilen hat sich etwas verändert – ein makelloses Äußeres ist wichtiger denn je. Kein Wunder, dass auch in Freiburg seit einigen Jahren die Schönheitsmedizin boomt.

Wer „Botox“, „Schönheitsklinik“ oder ähnliches in Google eingibt und die Suche auf Freiburg begrenzt, kann sich lange durch die Trefferanzahl scrollen. Das Angebot an Praxen und Kliniken ist enorm und wächst immer weiter. Quer durch alle Altersklassen gilt es fast schon als Routine, das eigene Aussehen mit minimalinvasiven Eingriffen wie etwa Botox zu optimieren. Aber auch klassische OPs sind gefragt.

„Die Menschen, die zu uns kommen, kommen quer aus allen Altersklassen und sozialen Schichten“, berichtet Andreas Dorow, Gründer, Chefarzt und ärztlicher Direktor der auch in Freiburg ansässigen Dorow Clinic, die eine von Deutschlands größten Kliniken für Zahnmedizin und plastische Chirurgie ist. „Der Markt ist viel größer geworden. Viel mehr Leute wollen inzwischen etwas für ihr Aussehen machen. Das ist eine ganz normale Klientel und hat mit Promis oder Paradiesvögeln wenig zu tun“, sagt Dorow. Kleine Beauty-Eingriffe wie auch Schönheitschirurgie seien in Deutschland längst hoffähig geworden. Man verheimlicht nicht mehr, dass man etwas hat machen lassen, sondern spricht offen darüber – und dann überlegt sich der eine oder andere im Bekanntenkreis, auch was machen zu lassen. „Durch Social Media hat sich das Bewusstsein sicher verändert, aber ich würde sagen, die Entwicklung verläuft eher kontinuierlich seit dem Aufkommen des Fitnessbooms in den 80er Jahren“, berichtet Dorow.

Mit der Freundin zum Botox

Filip Simunovic, Plastischer und Ästhetischer Chirurg bei der Freiburger Klink Aesthemedica im Stühlinger, berichtet ebenfalls, dass die Hemmschwelle, einen Eingriff zu wagen, deutlich gesunken sei: „Man geht viel offener damit um und spricht im Freundeskreis darüber und oft kommt es sogar vor, dass Freundinnen dann zusammen zu uns kommen – zum Beispiel zur Botox-Behandlung“, so der Mediziner.

Bei Botox handelt es sich um ein Nervengift, das unter die Haut injiziert wird und die Muskelkontraktionen reduziert, die Falten verursacht. Dies führt zu einer glatteren und jüngeren Haut. Der Effekt dauert bis zu einem halben Jahr. Kostenpunkt: in der Regel 200 bis 300 Euro. Es gehe dabei, so die Experten, darum, Mimikfalten zu dämpfen. Der Trend gehe ganz eindeutig zur dezenten Auffrischung. Neben Botox, so berichtet Filip Simunovic, sei auch die Behandlung mit Hyaluronsäure sehr gefragt. Bei diesem körpereigenen Stoff, der mit den Jahren bei jedem Menschen abnimmt, geht es darum, Volumenverluste wieder aufzufüllen – zum Beispiel, um Mundwinkelfalten verschwinden zu lassen. Laut Filip Simunovic würde in seiner Klinik auch immer öfters nach Eigenblut-Therapie nachgefragt, die verschafft der Haut ein jüngeres, frischeres und strafferes Aussehen.

Andreas Dorow berichtet, dass die Wünsche nach übertriebenen anmutenden Beautytrends wie XXL-
Po-Vergrößerungen, Cat-Eyes oder exorbitanten Lippenaufpolsterungen ganz selten vorkommen würden und es der überwiegenden Mehrheit nach verjüngenden Effekten oder dauerhaft schönen Proportionen gehe. „Oft geht es nur um Kleinigkeiten, die am Selbstbewusstsein kratzen. Letztlich ist es eine Feelgoodgeschichte, die dauerhaft funktioniert“, betont Dorow. Auffällig sei, dass die Patientinnen und Patienten heute sehr informiert zum ersten Gespräch kämen – dem Internet sei dank.

Das Verhältnis Frauen/Männer bewege sich etwa bei 80:20 – wobei der Anteil der Männer wachse. Neben Oberliedstraffungen und Fettabsaugungen, sei ein sehr häufiger Grund in die Schönheitsklinik zu kommen, der sogenannte „Herrenbusen“, unter denen junge wie auch ältere Männer sehr leiden würden. Das klassische Facelifting sei hingegen bei beiden Geschlechtern ab 50 aufwärts beliebt und kostet zwischen 8.000 und 20.000 Euro. Bei Frauen sei neben Brustvergrößerung und
-verkleinerung auch der Wunsch nach Schamlippenkorrektur sehr beliebt.

Eine ausführliche Beratung vor einem Eingriff der plastischen und ästhetischen Chirurgie sei essenziell, erklären die befragten Mediziner. Aber auch vor Botox und Co. gibt es vorab ein Aufklärungsgespräch. Wer etwas machen lassen will, muss dafür in die eigene Tasche greifen. Denn für ästhetische Operationen oder minimalinvasive Faltenbehandlung, die medizinisch nicht erforderlich sind, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen keine Kosten. Zu den wenigen Ausnahmen gehört etwa das Anlegen von abstehenden Ohren bei Kindern, wenn diese zu psychosozialen Problemen führen.

Die Brustvergrößerung mit Implantat ist nach wie vor der unangefochtene Klassiker der ästhetischen Brustchirurgie. Foto: stock.adobe.com / St. Kolesknikov

Eine beständig große Gruppe bilden Patientinnen und Patienten, die nach einer starken Gewichtsabnahme unter Hautlappen leiden würden, berichtet Filip Simunovic, Plastischer und Ästhetischer Chirurg bei der Freiburger Klink Aesthemedica. Auch Bruststraffungen nach abgeschlossener Familienplanung seien alltägliche Eingriffe, die inzwischen bei vielen fast zum Standard gehörten. Auch die Unzufriedenheit mit der eigenen Nase sei ein typischer Grund, einen chirurgischen Eingriff vornehmen zu lassen. Auch eine Brustverkleinerung – oder bei Frauen mit sehr kleinen Brüsten eine Vergrößerung – könne ein Leben verändern.

„Wenn das Leben auf einmal um zwei Kilo leichter ist und man ganz andere Kleider tragen oder Sport machen kann, verändert das für manche alles. Ebenso, wenn eine Frau die Brust als zu klein empfindet, kann eine Vergrößerung zu einem ganz neuen Körper- und Lebensgefühl verhelfen. Das Ziel ist es immer, dass Leute ein besseres Lebensgefühl und mehr Selbstbewusstsein bekommen. Wenn jemand etwas über lange Zeit als Problem wahrnimmt und wir das beheben können, ist das auch für uns jedesmal sehr erfüllend“, erklärt Simunovic. Umgekehrt gilt: „Wenn etwas absolut keinen Sinn macht, lehnen wir es ab“, versichert sein Kollege Andreas Dorow

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