Vor einem Vierteljahrhundert wurde der Freiburger Hauptbahnhof eröffnet. Sein Alter merkt man dem Bauwerk inzwischen an. Vor allem in Sachen Barrierefreiheit lässt Freiburgs Entrée zur Stadt sehr zu wünschen übrig.
Im Juli 1999 wurde Freiburgs neuer Hauptbahnhof mit einem Festakt vor geladenen Gästen eröffnet. Der damalige Oberbürgermeister Rolf Böhme nannte das Bauwerk bei seiner Eröffnung ein „Meisterstück“, wie im Wochenbericht vom 7. Juli 1999 zu lesen ist. Der Vertreter der Bahn AG staunte in seiner Rede, dass es jahrzehntelang in Deutschland keine Bahnhofserneuerungen mehr gegeben habe – „und dann haben Sie da einen Oberbürgermeister, der ruft alle drei Tage an und schreibt Briefe und drängt.“ Heute, 25 Jahre später, ist es wieder Zeit für drängende Briefe des jetzigen Oberbürgermeisters in Richtung der Deutschen Bahn.
„Rolltreppen laufen nie!“
Der Hauptbahnhof ist für viele Touristen und Freiburg-Reisende das erste, was sie von der Stadt zu sehen bekommen. Rund 75.000 Reisende nutzen ihn täglich. Ein Rundgang über das Gelände offenbart, dass man dem Bauwerk sein Alter anmerkt: Schmuddelige Fliesen und Wände in den Unterführungen, teilweise lockere Pflastersteine auf den Bahnsteigen, herabplatzende Deckenteile in der nördlichen Unterführung und – das größte Ärgernis – eine mangelnde Barrierefreiheit, die dem Bahnhofs-Neubau von Anfang an wie ein Klotz am Bein hing. Das sorgt heute für wenig schmeichelhafte Kommentare in den Nutzerbewertungen auf der Suchmaschine Google: „Barrierefreiheit quasi nicht vorhanden. Wer hat diesen Bahnhof geplant?!“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer zürnt: „Einer der unbequemsten Bahnhöfe Deutschlands. Rolltreppen funktionieren nie.“
Groß ist der Frust auch bei der Stadt Freiburg sowie bei der für den Tourismus zuständigen städtischen FWTM-Gesellschaft. Die fehlende Barrierefreiheit des Bahnhofs sei ein „großes Manko. Nicht nur für Freiburggäste mit Behinderung, sondern auch Gäste mit schwerem Gepäck, Fahrrädern, Kinderwagen etc. haben große Probleme die Gleise für Ankunft, Abfahrt oder beim Umstieg zu erreichen“, sagt FWTM-Abteilungsleiterin Franziska Pankow. In Eigenregie ersetzt die Freiburger Verkehrs-AG (VAG) deshalb die alten Aufzüge, die von den Gleisen zur Stadtbahnbrücke führen. Drei der fünf Aufzüge sind fertig, bis zum Frühjahr 2025 werde die Erneuerung abgeschlossen sein, so VAG-Sprecher Andreas Hildebrand. Und: „Voraussichtlich im Herbst beginnt auch die Erneuerung der beiden Rolltreppen“, die laut Hildebrand bis zum Frühjahr durch neue ersetzt werden.
„Dabei liegt die Verantwortung für den Freiburger Hauptbahnhof mit seinen Bahnsteigen und Zugängen eigentlich bei der DB InfraGO AG“, sagt die Stadtverwaltung gegenüber dem Wochenbericht. „Daher erwarten wir von der Bahn auch, dass besonders im Bereich Barrierefreiheit noch mehr passiert. Ziel muss es sein, dass sich die Situation für Fahrgäste in dem Bereich zügig verbessert.“
Denn noch viel älter als 25 Jahre sind die Bahnsteige der Gleise 4 bis 8 sowie die nördliche Unterführung. „Ab Ende 2026“, so ein Sprecher der Bahn, soll sich das ändern. Dann soll für 19 Millionen Euro ein barrierefreier Umbau mit zusätzlichen Aufzügen in der nördlichen Unterführung starten. Die Nord-Unterführung werde dann bis zur Wentzingerstraße verlängert und die Bahnsteige so ausgebaut werden, dass ein stufenfreier Einstieg in die Nahverkehrszüge möglich ist.
Darüber hinaus sei das Gebäude „mit verschiedenen Einzelmaßnahmen über die letzten Jahre“ instandgehalten und erneuert worden – darunter der Austausch von Sitzmöbeln, der Erneuerung der DB-Information und der Ausbau von Geschäften. „Mit dem vor 25 Jahren erbauten Bahnhofsgebäude sind wir sehr zufrieden“, so der Bahnsprecher.
Die Bedeutung des Bahnhofs für die Stadt sei immens, sagt auch Franziska Pankow. „25 Jahre nach der Eröffnung des Neubaus ist der Freiburger Hbf nach wie vor der wichtigste Eintrittspunkt für Bahnreisende, die Freiburg besuchen.“ Ein Eintrittspunkt, der ein Update inzwischen dringend nötig hat.