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Die Freiburger Stadtverwaltung will 2024 zum Gendersternchen wechseln

Ein ausgedrucktes Papier mit gegenderten Berufsbezeichnungen vor dem Freiburger Rathaus im Stühlinger2024 hält in Freiburg das Gendersternchen Einzug in städtische Schriftstücke. Foto: Joers

Das Gendersternchen bleibt ein Dauerthema: Nun möchte Innenminister Thomas Strobl (CDU) den Landesbehörden das Gendern per Gesetz verbieten. Mit diesem Vorstoß hat er eine Debatte losgetreten. Die Stadtverwaltung Freiburg bemüht sich indes seit 2018 um eine geschlechtergerechte Sprache – und will den eigenen Sprachregeln nun ein Update verpassen.

Für Kommunen in Baden-Württemberg bestehen aktuell weder Landes- noch Bundesvorgaben für konkrete Sprachregelungen zur Umsetzung einer geschlechtergerechten Sprache. Das könnte sich nach dem Willen von Innenminister Thomas Strobl (CDU) ändern: Er möchte im Schriftverkehr von Ministerien oder Regierungspräsidien Sonderzeichen wie Binnen-I und Gendersternchen künftig verbieten. In der Rechtssprache, so Strobl, seien Sternchen & Co. bereits verboten – dies soll nun auch auf Verwaltungsebene gelten, um „Regelungsdefizite zu heilen“, so Strobl.

Sternchen statt Unterstrich

Das Freiburger Rathaus verfolgt schon länger das Ziel, eine einheitliche und antidiskriminierende Verwaltungssprache zu gewährleisten. Im Januar 2018 trat eine entsprechende Organisationsverfügung zur verbindlichen Anwendung der geschlechtergerechten Sprache in Kraft. „Diese gilt für alle Dezernate, Ämter, Dienststellen und Eigenbetriebe der Stadt Freiburg“, so Martina Schickle von der Pressestelle der Stadt.

Neben dem gesetzlichen Auftrag zum Abbau von Diskriminierung sei es das Ziel, die „respektvolle Ansprache aller in Freiburg lebender Menschen auf der sprachlichen Ebene umzusetzen.“ Die rechtliche Grundlage dafür seien die ersten drei Artikel des Grundgesetzes, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Personenstandsgesetz, erläutert Schickle.

Konkret verwendet die Stadtverwaltung in ihren Schriftstücken je nach Situation, Anlass und Thema neutrale Formulierungen wie z.B. „Mitarbeitende“ oder „Personen“. Alternativ werden die unterschiedlichen Personengruppen explizit aufgelistet, „um die gesellschaftliche Vielfalt sprachlich sichtbar zu machen“, so Schickle. Oder es kommen geschlechterinklusive Kurzformen zum Einsatz. Und genau hier soll es 2024 eine Neuerung geben. Denn seit 2017 verwendet die Stadt Freiburg – „auf dem Stand der damaligen Erkenntnisse“ – den Unterstrich, auch Gender-Gap genannt.

Das soll sich noch in diesem Jahr ändern: „Mit der Einführung des neuen Corporate Designs der Stadt Freiburg wird die Stadt voraussichtlich zum zweiten Halbjahr 2024 vom Gender-Gap zum Genderstern als geschlechterinklusive Kurzform wechseln“, erklärt Schickle. Dieser sei bisher in Texten nicht mit einer Bedeutung belegt. Der Unterstrich werde dagegen häufig als Lücke verstanden. Der Doppelpunkt wiederum, der ebenfalls als Genderzeichen Verwendung findet, ist gleichzeitig ein Satzzeichen.

Mittlerweile, so Schickle, sei der Genderstern die am meisten genutzte Kurzform geschlechtergerechter Sprache. Das Rathaus verweist auf Städte wie Hannover (seit 2019) oder Köln (seit 2021), wo das Sternchen bereits Usus ist.

Besonders gute Erfahrungen hat die Stadtverwaltung indes mit der seit zwei Jahren geltenden Umstellung auf das (a) für „alle“ in den städtischen Stellenausschreibungen gemacht. Viele potenzielle Angestellte hätten die Stadtverwaltung als Arbeitgeber davor nicht auf dem Schirm gehabt. Das habe sich seit der Umstellung geändert.

Die teilweise vorgebrachten Sorgen vor massiven negativen Reaktionen auf Bewerberseite seien „absolut unbegründet“, so Schickle. Im Gegenteil: „Interessant ist, dass sich im Zeitraum 2022, also dem Jahr unserer Umstellung auf die weibliche Schreibweise und das (a), der Anteil an männlichen Bewerbenden erhöht hat“, so Schickle. Deshalb stehe fest: „Am (a) im Jobtitel halten wir fest“, so Schickle.