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Diese Probleme macht Freiburgs neuer Aufenthaltsplatz für Drogensüchtige

Drogenplatz Bahnhof„Erbrochenes, Exkremente, Drogenreste“: Ein Anrainer eines Uni-Instituts berichtet von den unschönen Begleiterscheinungen des neuen Aufenthaltsplatzes für Suchtkranke beim Hauptbahnhof. Foto: Bernd Peters

Ein halbes Jahr ist vergangen, seit die Stadt Freiburg auf einem Parkplatz beim Hauptbahnhof einen „Aufenthaltsplatz für suchtkranke Menschen“ an der Stefan-Meier-Straße eingerichtet hat. Vorausgegangen waren zahlreiche Beschwerden von Anwohnern des Colombiparks wegen Ruhestörungen und Belästigungen rund um den dortigen „Pergolaplatz“, den die Stadt zuerst für die Drogenszene eröffnet hatte.

Auch gegen den zweiten Platz beim Hauptbahnhof gab es Widerstände und Befürchtungen aus dem Umfeld, wo ein Berufsschulzentrum und Einrichtungen der Uni angesiedelt sind. Das sei aber alles kein Problem, so jüngst der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling. Es gebe mit dem neuen Platz keine schwerwiegenden Probleme. Kurz darauf segnete der Stadtrat mit einer breiten Mehrheit von 80 Prozent der 48 Gemeinderäte den Platz als Dauereinrichtung ab und beschloss, dort künftig mehr Sozialarbeiter einzusetzen. Auch der über zwei Millionen Euro teure „Pergolaplatz“ bleibt bestehen. Dieser wird aber kaum noch genutzt. Der neue Platz werde von der Szene hingegen gut angenommen, so Semling. Auch die Akzeptanz durch Anwohner und Institutionen sei gegeben, hieß es seitens der Stadtverwaltung.

Diese Sicht teilt aber nicht jeder: Jan Brix, beruflicher Anrainer eines benachbarten Uni-Instituts, das nun den Treff für schwer suchtkranke Menschen vor der Haustür hat, kritisiert, wie eilig es der Stadt mit dem neuen Konsumplatz gewesen sei: „Alle Institutionen sind erst circa eine Woche vor Baubeginn informiert worden, sie hatten keine Chance, irgendwie noch Einfluss zu nehmen.“ Immerhin seien neben den Beschäftigten der Uni rund 3.000 Berufsschüler betroffen. „Wir beruflichen Anrainer beobachten nun seit dem ersten Tag Anfang Oktober 2024 fast täglich Kontakte zwischen Mitgliedern der Szene und Berufsschülern.“ Man befürchte, dass sich die Sicherheitslage in den wärmeren Monaten massiv verschlechtern werde. Polizeipräsident Semlings Einschätzungen bezüglich der Situation vor Ort seien für ihn „völlig unverständlich“.

„Völlig verzerrte Sicht“

Nahezu täglich würden Mitglieder der Drogenszene in die Tiefgarage des Uni-Instituts eindringen: „Wir finden ständig Drogenbestecke, Erbrochenes, Exkremente, Drogenreste. Eine Reinigung ist kaum noch möglich.“ Die Süchtigen seien auch schon weiter in die Sozialbereiche der Institute vorgedrungen. Frauen, die in den frühen Morgenstunden ihre Arbeit beginnen, würden mittlerweile nur noch mit einem Schlüssel „bewaffnet“ das Gebäude betreten. Der Platz sei „vermüllt und verwahrlost“. Viele Fußgänger und Radfahrer würden sich zu später Stunde kaum noch an den Drogenabhängigen und Dealern am Rande des Platzes vorbei trauen.

Der Stadtverwaltung wirft Brix vor, die Probleme zu verharmlosen und abzustreiten. Er betont, dass es sinnvoll sei, wenn drogenkranken Menschen geholfen werde. Die Sicherheit der betroffenen Anrainer des Konsumplatzes sei aber vom Rathaus „nicht adressiert“. Auf einen Protestbrief mit über 100 Unterschriften, den Brix mitinitiiert hat, hat der Leiter des Freiburger Sozialamts, Boris Gourdial geantwortet, dass es mit Blick auf die Sicherheit in den angrenzenden Instituten in der Verantwortung der jeweiligen Betreiber liege, entsprechende Maßnahmen zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Polizei und Verwaltung hätten hierfür Unterstützung angeboten.

Konkrete Hinweise, dass Berufsschülern Drogen angeboten werden, habe man bei den regelmäßigen Kontrollen nicht beobachten können. Die Aussage, die Stadt habe beim Hauptbahnhof einen „Konsumraum unter freiem Himmel“ für Süchtige geschaffen, sei nicht zutreffend, so Gourdial, dem Brix im Gegenzug eine „völlig verzerrte Sicht“ auf die Probleme rund um den Platz für Suchtkranke, auf dem der eigentlich verbotene öffentliche Drogenkonsum mehr oder minder offen toleriert wird, vorwirft.

Autor: Bernd Peters