Am Freitag, 19. Juli, begrüßt Martin Müller-Reisinger um 20 Uhr im Winterer-Foyer des Theater Freiburg bei „Heute nichts gespielt“ Egon Krenz, den Nachfolger Erich Honeckers als Generalsekretär des ZKs der SED.
Seine persönliche Sicht auf die DDR und seine Freiheitsstrafe wegen Totschlags werden zur Sprache kommen, und auch was ihn in kritischen Phasen bewegte. Egon Krenz, geboren 1937 in Kolberg, spielte als Siebenjähriger im Propagandafilm der Nazis „Kolberg“ mit. 1983, als 46-jähriger, betrat er die ganz große Bühne: Er wurde Mitglied des SED-Politbüros, ZK-Sekretär und inoffiziell Erich Honeckers Kronprinz.
Im Herbst 1989 wurde er dessen Nachfolger. Für fünfzig Tage. Dann demissionierte er als Generalsekretär und DDR-Staatsratsvorsitzender. Seit den neunziger Jahren ist Egon Krenz vornehmlich publizistisch aktiv. Im November 1989 schrieb er Weltgeschichte – und trat schließlich zurück. Im Juli kommt der Ex-Staatsmann Egon Krenz erstmals nach Freiburg.
Im Vorfeld gibt es auch Kritik an der Veranstaltung, wie die Badische Zeitung berichtet. In der Werbung des Theaters für das Format fehle jegliche kritische Einordnung, so der Freiburger Grünen-Gemeinderat Timothy Simms im Theaterausschuss der Stadt Freiburg. “Kein Wort von Wahlfälschungen, der Mitverantwortung für Todesschüsse an der Grenze und für die Verfolgung Oppositioneller”, so Simms. Auch der Freiburger Grünen-Politiker Lars Petersen zeigt sich irritiert. In einem Facebook-Beitrag schlägt er vor, den Talk lieber um jemanden zu erweitern, der Egon Krenz “auch inhaltlich Kontra geben” könne und schlägt eine Einladung des Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk vor.
Krenz, so das Theater, stellt an dem Abend den zweiten Band seiner Erinnerungen „Gestaltung und Veränderung“ (1973-1988) vor und sich selbst allen Fragen, die an ihn gerichtet werden. Tickets ab 9 Euro.