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Fallen über 100 Jahre alte Linden einem Bauprojekt in Herdern zum Opfer?

Das Wohnhaus in der Längenhardstraße soll einem sechsstöckigen Neubau weichen – und mit ihm bis zu acht Bäume. Foto: Nina Rothermel

Ein Bauprojekt in Herdern treibt derzeit die Anwohner um: In der Längenhardstraße soll ein Haus abgerissen und dafür ein sechsgeschossiges Wohngebäude errichtet werden. Als mögliche Kollateralschäden gelten zwei über 100-jährige Linden.

Acht Bäume sind gefährdet, sechs davon müssen gefällt werden: Darunter ist eine Linde, die bereits über hundert Jahre alt ist. Eine weitere, ebenfalls hunderjährige Linde könnte den Bauarbeiten in der Längenhardstraße ebenfalls zum Opfer fallen. Beide Bäume stehen zwar auf dem Nachbargrundstück, durch die Arbeiten würde aber ihr Wurzelwerk schwer geschädigt, so Nina Rothermel. Sie ist Anwohnerin und hat eine Bürgerinitiative gegen die Fällung der Bäume ins Leben gerufen, die in kurzer Zeit über 800 Unterschriften erreicht hat.

Die Stadt hat die Baugenehmigung bereits erteilt – mit der Petition hoffe man, dass sie zurückgenommen wird. „Wir haben die Entscheidungsträger angeschrieben, auf die Petition aufmerksam gemacht“, so Rothermel.

Im Rathaus sei die Petition bereits bekannt, so Pressesprecherin Martina Schickle. Der Bebauungsplan der Stadt weise für den Bereich ein großzügiges Baufenster auf. Somit habe der Bauherr hier Baurecht. „Es war von Anfang an bekannt, dass weitere Bäume gefällt werden müssen“, so Schickle. Die Baugenehmigung wurde zwischenzeitlich an die Anwohner zugestellt, die Einwände im Verfahren erhoben hatten. „Zwischenzeitlich wurden bereits Widersprüche gegen die Baugenehmigung eingelegt. Die bei uns im Verfahren erhobenen Einwände wurden rechtskonform bearbeitet“, so Schickle.

Rothermel hofft, dass der Bauplan angepasst wird und das Grundstück so genutzt wird, dass das Wurzelwerk der Linden nicht beschädigt wird. Doch es geht ihr nicht nur um die zwei Linden: „Natürlich ist das ein großes Thema – es geht ja auch um die Frage, wie gestalten wir die Stadt in Zeiten des Klimawandels“, so Rothermel. Die massive Versiegelung von Grünflächen sowie das Vernichten von altem Baumbestand sehe sie als „nicht mehr zeitgemäß“, so Rothermel. Und: „Eigentlich weiß die Stadt das auch.“

Laut Nachhaltigkeitskonzept der Stadt müssen großkronige Bäume – so zum Beispiel die zwei Linden – geschützt werden. „Das sieht man in der Praxis aber nicht. Stattdessen wurde massiv nachverdichtet und wir haben viel Grünfläche verloren“, sagt Rothermel. „Unsere Stadt heizt sich immer mehr auf – da sind Bäume wichtig“, sagt Nina Rothermel. Die beiden Linden tragen besonders viel zum Klimaschutz bei, denn ein Baum müsse erst einmal rund 100 Jahre wachsen, um viel CO2 speichern zu können. Doch auch die jüngeren Bäume seien Lebensraum für Insekten, Vögel und in der Ländenhardstraße auch für Fledermäuse.

Als Ersatz für die Bäume müssten zwingend vier großkronige Laubbäume gepflanzt werden, so Schickle. „Wächst die Ersatzpflanzung nicht an, muss die Anpflanzung wiederholt werden.“

Um die Linden zu schützen, würde es schon reichen, die Baupläne etwas abzuändern und das Grundstück nicht bis zur Grenze auszureizen. „Das Bauvorhaben muss einfach kleiner sein“, sagt Rothermel. Ein sechsstöckiges Gebäude füge sich außerdem nicht in die Umgebung ein, bemängeln die Anwohner. Ein weiterer Punkt: „Wir sprechen hier nicht von sozialem Wohnungsbau“, sagt Nina Rothermel. Stattdessen soll an der Stelle hochpreisiger Wohnraum für Besserverdienende entstehen.