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Freiburg: Mehr Raubüberfälle mit Messern – Wie man sich in so einer Situation verhält und ob es strengere Gesetze geben sollte

Polizeiauto und Täter in HandschellenMehr Raubstraftaten konnten aufgeklärt werden: Das lag oft an Zeugen oder daran, dass die Polizei schnell vor Ort war, und den Tatverdächtigen noch in der Nähe festnehmen konnte. Symbolbild: Adobe Stock

Mehrere Raubüberfälle auf offener Straße an einem Wochenende, bei denen Passanten mit einem Messer bedroht wurden (16. und 17. August), „Zwei Verletzte nach Streit mit Messer“ (19. August), „19-Jähriger ausgeraubt und durch Glasflasche verletzt“ (21. August) – so lauteten einige Polizei-Meldungen in den vergangenen Tagen. Ob solche Vorfälle zunehmen und wie man sich im Ernstfall richtig verhält, erklärt Árpád Kurgyis, Pressesprecher der Polizei Freiburg, im Gespräch mit Saskia Schuh.

Herr Kurgyis, haben Raubüberfällen und Messerangriffe in jüngster Zeit zugenommen?

Árpád Kurgyis: Was wir tatsächlich beobachten, insbesondere auch in den Sommermonaten, ist eine leichte Zunahme dieser Delikte. Das liegt vor allem daran, dass die Menschen in dieser Jahreszeit einfach mehr auf den öffentlichen Straßen und Plätzen unterwegs sind.


Gibt es einen Trend hin zu mehr Gewalt auf den Straßen?

Kurgyis: Wenn wir ganz allgemein auf Raubstraftaten der letzten fünf Jahre blicken, haben wir da tatsächlich einen spürbaren Anstieg. Von 2019 bis 2023 gab es laut Kriminalstatistik eine Zunahme von rund 46 Prozent. Eine Statistik zum Einsatz von Messern bei diesen Delikten wurde erst im Jahr 2022 eingeführt. Dort zeigt sich im Vergleich zu 2023 eine leichte Zunahme von knapp unter zehn Prozent. Bei rund zwölf Prozent aller Raubstraftaten wurde im Stadtkreis Freiburg jemand mit einem Messer bedroht oder verletzt. Genaue Zahlen für dieses Jahr liegen noch nicht vor, es lässt sich aber ein Trend erkennen: von Januar bis Juli verzeichnen wir steigende Zahlen.


Werden denn viele der Täter gefasst?

Kurgyis: Bei der Aufklärungsquote konnten wir wir uns leicht steigern, diese lag im Jahr 2022 bei etwa 51 Prozent, 2023 dann bei 60 Prozent, das ist erfreulich. Der Trend von Januar bis Juli 2024 ist steigend. Bei Fällen, bei denen Messer zum Einsatz kamen, konnten wir im Vergleich zum Vorjahr – hier lag die Quote bei etwa 46 Prozent – bisher sogar deutlich mehr aufklären.


Woran liegt das?

Kurgyis: Das ist unterschiedlich, aber oft lag es an sehr guten Zeugenhinweisen oder daran, dass die Kollegen sehr schnell vor Ort waren und den Tatverdächtigen noch in der Nähe festnehmen konnten.
Am 16. und 17. August wurden im Bereich Runzmattenweg gleich sechs Mal Passanten auf der Straße ausgeraubt, gibt es hier schon eine heiße Spur?Kurgyis: Bisher gibt es hier leider noch keine neuen Erkenntnisse, die Ermittlungen dauern an. Die Kollegen sind weiterhin auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

„Grundsätzlich versuchen wir durch mehr Präsenz das Gefühl der Sicherheit bei den Bürgern zu steigern und potenzielle Täter abzuschrecken – oder schnell festzunehmen“, so Árpád Kurgyis, Pressesprecher der Polizei Freiburg. Foto: PP Freiburg


Wie reagiert die Polizei auf die gestiegene Zahl von Raubüberfällen, wie sollen diese verhindert werden?

Kurgyis: Es sind oft spontane Gelegenheitstaten, die sind schwer vorherzusehen. Grundsätzlich versuchen wir durch mehr Präsenz das Gefühl der Sicherheit bei den Bürgern zu steigern und potenzielle Täter abzuschrecken – oder schnell festzunehmen. Es gibt natürlich auch präventive Ansätze, wir versuchen durch Aufklärungsarbeit zu sensibilisieren und bestenfalls zu verhindern, dass jemand Opfer eines Raubes wird.


Gibt es Hotspots in der Stadt?

Kurgyis: Das können wir nicht durch Zahlen belegen. Wenig frequentierte oder schlecht beleuchtete Plätze sind prädestiniert, aber wir hatten solche Delikte auch schon mitten in der Stadt. Beispielsweise vor einer Diskothek, wo das Opfer von mehreren Leuten angegriffen wurde.


Wie reagiert man Ernstfall richtig?

Kurgyis: Man sollte bewusst auf seine Umgebung achten und beispielsweise nicht aufs Handy fokussiert sein. Es ist sinnvoll, den Heimweg in einer Gruppe anzutreten und das am Besten über beleuchtete und belebte Wege – auch wenn das vielleicht einen kleinen Umweg bedeutet. Kommt man in so eine Situation, dass man beispielsweise mit einem Messer bedroht oder beraubt wird, sollte man laut auf sich aufmerksam machen, aber keine Gegenwehr leisten und nicht den Helden spielen. Wichtig ist es, umgehend die Polizei unter der 110 zu rufen und nicht etwa bis zum nächsten Tag zu warten. Denn dann ist die Chance am größten, den Täter noch in der Nähe festzunehmen.


Nach dem Messerangriff in Solingen, bei dem drei Menschen getötet wurden, diskutiert die Politik über strengere Regeln für das Mitführen von Messern. Würden Sie das befürworten und sollte es Ihrer Meinung nach Messerverbotszonen geben?

Kurgyis: Wir haben die Sicherheitslage im Blick, analysieren diese ständig und prüfen in Abstimmung mit der Stadt Freiburg fortlaufend unterschiedliche Maßnahmen. Weniger mitgeführte oder bei Kontrollen eingezogene Messer würden ein Mehr an Sicherheit für die Bürger und auch für unsere Polizeibeamte bedeuten. Die Einrichtung von Waffen- und Messerverbotszonen kann entsprechend ein Baustein von vielen sein, um die Sicherheit der Menschen zu erhöhen. Gemäß der aktuellen Rechtslage des Landes Baden-Württemberg besteht die rechtliche Möglichkeit zur Einrichtung von Waffen- und Messerverbotszonen durch die zuständigen Behörden.