Zu guter Musik tanzen, die ganze Nacht feiern und am nächsten Tag den Kater ausschlafen: Für Frauen ist damit oft Schluss, wenn sie Kinder bekommen. Das Bedürfnis, sich im Tanz auszudrücken, bleibt aber – auch bei Saskia Durst. Die 39-Jährige ist Mutter von drei Kindern und Gründerin der Freiburger Mama-Rave-Szene.
Nach der Geburt ihres ersten Kindes 2015 war Saskia Durst nach acht Monaten das erste Mal wieder draußen: Bei einem Zusammenkommen von Bekannten mit einem Radler, elektronischer Musik – und dem Baby in der Trage. Heute hat sie noch zwei weitere Kinder.
„Im Alltag trägt oft die Mama den Mental Load der Familie und ist berufstätig“, so Saskia Durst. Väter könnten dabei eher Zeit für sich in Anspruch nehmen, als Mütter. Im Februar 2023 startete Durst daher die Organisation für den ersten Mama-Rave, im Juli konnte der erste Rave im Hans-Bunte-Areal stattfinden: Es kamen über 100 Personen.
Alkoholfreie Cocktails und rechtzeitig im Bett liegen
Die Raves finden nicht nachts statt, sondern nachmittags, wenn die Kinder von Babysittern versorgt werden können. Die Getränke sind alkohol- und koffeinfrei und damit auch für Stillende und Schwangere geeignet. Außerdem finden die Veranstaltungen samstags statt, damit die Mütter den Sonntag über Zeit haben, sich zu erholen.
Jeder, zu dem sie mit ihrem Anliegen gekommen sei, habe die Idee unterstützt, sagt Durst. „Die DJs waren so überzeugt, dass sie gesagt haben, sie spielen auch ohne Gage“, sagt sie. Trotzdem war der Rave kein Selbstläufer: Trotz fünf Euro Eintritt und einem Spendenkässchen habe sie im Nachhinein einen Spendenaufruf machen müssen, um an die Null zu kommen. Beim zweiten Rave war es ähnlich, trotz 10 Euro Eintritt.
„Es ist nicht einfach, so ein Konzept auf die Beine zu stellen“, so Durst. Beim letzten Rave im März seien es dann schon rund 500 Frauen gewesen. „Das war der absolute Wahnsinn“, sagt Durst. Die Stimmung sei unter Frauen eine ganz besondere.
Das Organisatoren-Team setzt auch auf rein weibliche DJs. „Der ganze Club ist voll mit positiven Vibes – hier sind wir alle gleich“, sagt Durst. Trotzdem ist die Veranstaltung offen für nonbinäre Personen: „Wenn einem auf einem Mama-Rave eine männlich gelesene Person entgegen kommt,
ist diese wahrscheinlich nonbinär und das ist eine Einladung zum Gespräch“, so Saskia Durst. Dadurch würden Dinge normal und Menschen, die dasselbe Bedürfnis teilen, würden zusammengebracht.
Eine direkte Alternative dazu, die Nacht durchzufeiern, soll der Mama-Rave nicht sein: „Wer das möchte, bekommt Rabatt auf die Abendveranstaltung danach.“ Die Idee sei eher, eine Zeit lang abzutauchen, sich auszutauschen und gute Musik zu hören. Dazu gehören lange Sets, die langsam aufgebaut werden und die Mütter auf eine Reise mitnehmen.
„Seit Corona geht der Trend in der Elektromusik eher zum harten Base-Drop alle 10 Sekunden“, sagt Durst. Sie wolle es wie früher machen. Zum Austausch und der Musik gibt es Festival-Glitzer und einen Welcome-Drink, damit es sich die Mütter gut gehen lassen können: „Im Alltag müssen wir uns selbst kurz halten“, sagt Durst, die selbst Mütter bei der Geburt emotional begleitet, aber auch Schwangerenyoga und Coachings anbietet.
„Wir Mütter laufen leer, wenn wir das nicht haben: Mal mit Freunden raus
Saskia Durst, Gründerin der Mama-Rave-Szene in Freiburg
tanzen gehen ohne den Partner.“
So kann sie nicht nur auf ihre eigenen Erfahrungen, sondern auch auf die anderer Mütter zurückgreifen. „Väter fühlen sich oft nicht so zuständig, wie Mütter das tun“, sagt sie. Umso wichtiger sei es für die Frau, eine Balance zu finden.
„Wir Mütter laufen leer, wenn wir das nicht haben: Mal mit Freunden raus tanzen gehen ohne den Partner.“ Die Balance bestehend aus Schlaf, Ernährung, aber auch Bewegung sei wichtig – „Sonst brennt die Frau komplett aus und der Partner fragt sich dann, was mit ihr nicht stimmt.“
Der nächste Mama-Rave findet statt am Samstag, 15. Juni, von 16 bis 21.30 Uhr im Hans-Bunte-Areal in Freiburg. Eintritt ab 15 Euro.