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Freiburg: Supermarkt setzt nach Angriff auf Mitarbeiterinnen auf Security

Seit dem Vorfall im Nahkauf in der Sundgauallee hat der Betreiber eine Sicherheitsfirma engagiert.

Die Geschichte ist über sechs Wochen her, doch im Gespräch spürt man, wie sehr Supermarkt-Betreiber Salvatore Bitto (56) bis heute mit der Sache zu kämpfen hat: in seinem „Nahkauf“ in der Sundgauallee in Freiburg-Betzenhausen ist eine Kundin aggressiv geworden, als sie im Beisein einer Freundin und zweier Kinder nicht an einer Engstelle im Markt durchkam, weil eine Mitarbeiterin dort Regale auffüllte.

Es kam zur verbalen Auseinandersetzung, die schnell zu eskalieren drohte. Melissa Bitto (24), die Tochter des Betreibers, setzte einen Notruf bei der Polizei ab, da die Kundin sich nicht beruhigen wollte und eine aus Madagaskar stammende Angestellte Bittos rassistisch beleidigte.

Doch die Polizei kam nach Abwägung der Sache erst einmal nicht in die wenige hundert Meter vom Polizeipräsidium entfernt liegende Filiale. Stattdessen kamen drei Männer, die zwei 19 und 23 Jahre alte Angestellte Bittos nach Feierabend nahe des Supermarkts zusammen mit den beiden Kundinnen auflauerten und die beiden Mitarbeiterinnen verprügelten. Auch Bittos Sohn (24) und ein weiterer Angestellter (33) wurden angegriffen, als sie ihren Kolleginnen zur Hilfe eilten.

Erst jetzt, bei einem weiteren Notruf, reagierte die Polizei: Man sei „umgehend mit mehreren Beamten“ eingeschritten, als die körperliche Auseinandersetzung gemeldet worden sei, so Polizeisprecherin Laura Riske. Sämtliche Personalien seien aufgenommen worden. Es gebe Handyvideos, die Teile der körperlichen Übergriffen dokumentieren. Auch im Laden habe man Überwachungsvideos sichern können, allerdings ohne Ton. Die Vernehmungen der Beteiligten seien noch nicht abgeschlossen, so Riske.

Salvatore Bitto berichtet, dass seine Tochter bis heute traumatisiert sei und nur noch schlafen könne, wenn das Licht an ist. Vier seiner Beschäftigten kamen nach der Attacke ins Krankenhaus.

Hausverbot für zwei Frauen

Am schlimmsten erwischte es Bitto zufolge die 23 Jahre alte Kassiererin, die zuvor schon im Laden rassistisch beleidigt wurde: ihr wurden Haare ausgerissen, sie wurde getreten, im Gesicht verletzt und musste sich eineinhalb Wochen krankschreiben lassen. Die junge Frau aus Madagaskar sei eigentlich eine Frohnatur, berichtet Salvatore Bitto. Nun komme sie täglich zur Arbeit, um auf diese Weise mit ihrem Schock klarzukommen.

Die beiden Frauen, die den Vorfall von Zaun gebrochen haben sollen, haben ein Hausverbot in Bittos Laden erhalten. Um seine Belegschaft zu schützen, hat der Unternehmer auf eigene Kosten einen Sicherheitsdienst engagiert und einen Fahrdienst für seine Mitarbeiterinnen eingerichtet. „Die Security-Leute haben mir berichtet, dass die Angreifer schon wieder vor meinem Laden aufgetaucht sind, um zu sehen, was hier los ist.“

Wer die Tatverdächtigen sind? Dazu gebe es einige Gerüchte im Stadtteil, so Bitto: irgendwo aus Osteuropa sollen sie herkommen. In Betzenhausen wohnen sie angeblich nicht. Einer der Angreifer soll im Gefängnis gesessen haben, was aber niemand so genau wisse. Die Polizei bestätigt, dass die tatverdächtigen aggressiven Personen „in Teilen“ wegen Körperverletzungen polizeibekannt seien.

Zuletzt kam ein SPD-Stadtrat zum Gespräch über den Vorfall in seinem „Nahkauf“ vorbei. Aber machen könne der ja auch nichts, sagt Bitto. Über 40 Jahre sei er schon im Einzelhandel berufstätig. Auseinandersetzungen gebe es immer mal. Aber dass man seinen Beschäftigten auflauert und sie angreift, beleidigt und verletzt, sei neu für ihn: „So macht das Arbeiten keinen Spaß. Das war doch eine geplante Straftat!“

Er fühle sich allein gelassen, so Bitto weiter: vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn die Polizei vor sechs Wochen schon beim ersten Notruf angerückt wäre und die Lage besänftigt hätte.

Bernd Peters