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Freiburger Einzelhandel: Die Innenstadt lebt

Ein Beispiel für eine positive Entwicklung: Die Konviktstraße erlebt derzeit eine Renaissance. Foto: eggstein

Die Innenstadt ist tot – von wegen! Es lebe die Innenstadt. Offenbar stimmt der Mix in Freiburg: Neben großen attraktiven Ketten gibt es viele kleine, individuelle Einzelhändler, dazu die schöne Architektur, malerische Gassen und ein vielfältiges Gastronomieangebot, das sich nicht zuletzt aufgrund vieler Neueröffnungen ständig weiter verbessert. Ein gelungenes Beispiel für die Wiederbelebung einer einst kriselnden Ecke ist die jüngste Entwicklung in der Konviktstraße.

Vorbei sind dort die Zeiten des Leerstands, viele kleine, inhabergeführte Läden locken die Kunden mit besonderen Produkten und familiärer Atmosphäre. Einer, der sich getraut hat, ist der studierte Modedesigner Karl Sütterlin. Im ehemaligen Schiemann hat er mit viel Herzblut und Auge fürs Detail den Herrenausstatter „Colorful Neighbourhood“ aufgebaut, der seit dieser Woche offiziell eröffnet ist. In einem Ladengeschäft mit Bar und heller Atmosphäre, was so auch in einem Trendviertel in San Francisco oder London zu Hause sein könnte, verkauft er zusammen mit seinen Geschäftspartnern acht eigene Labels sowie ein paar externe Marken und einen Maß-Service für Anzüge. Damit steht es stellvertretend für eine neue Generation von Einzelhändlern.

„Ich habe mich in diese Immobilie verliebt und hatte direkt vor Augen, wie meine Partner und ich das gestalten werden“, berichtet Sütterlin. „Wir wollen hier etwas Besonderes schaffen, was nicht 08/15 ist. 70 Prozent unserer Ware sind Eigenproduktionen. Die Leute sollen sich hier wohlfühlen und gerne Zeit verbringen, darum haben wir auch die Bar gebaut: Wir haben sogar unsere eigene Kaffeeröstung“, so der 33-Jährige.

Die Besucherfrequenz in der Konviktstraße bezeichnet Sütterlin als „sehr gut“. Für ihn war immer klar, dass er seinen Traum verwirklichen wollte. Wenn das Konzept stimme, dann könne man als Einzelhändler erfolgreich sein. „Man merkt, die Leute schätzen Beratung und Qualität. Ich sehe die Zukunft des Einzelhandels positiv – insbesondere in einer Stadt wie Freiburg mit dem Umland und Touristen. Ein glücklicher Kunde kommt immer wieder“, ist der Jungunternehmer überzeugt.

Was in der Konviktstraße passiert, könnte demnächst auch in der Rathausgasse folgen. Auch hier tut sich etwas: Neue Ladengeschäften kommen und generell soll die Gasse auch baulich aufgewertet werden. „Insgesamt können wir schon jetzt positive Entwicklungen in der Rathausgasse feststellen. Im Schnitt verzeichnen wir hier 20 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr“, berichtet FWTM-Sprecher René Derjung.

Eine positive Entwicklung attestiert auch der Freiburger Breuninger-Geschäftsführer der Innenstadt, David Lehr, der im Vorstand der Händlergemeinschaft z’Friburg in der Stadt sitzt: „Es gibt viele positive Ansätze in Freiburg. Die Gemeinschaft ist an vielen Stellen spürbarer als in der Vergangenheit – ob kleine diverse Ladenkonzepte oder das Interesse an dem Fashion & Food Festival oder Leerstände, an denen sichtbar gearbeitet wird, da passiert etwas, das wird gut, das spüre ich.“

„Es gibt immer Optimierungsmöglichkeiten – auch in einer wunderschönen Stadt wie Freiburg“, sagt Jungunternehmer Karl Sütterlin. Insgesamt aber stehe die Innenstadt gut da. „Auf relativ überschaubarer Fläche bieten wir hier in Freiburg ein sehr breites Angebot. Man kennt sich und ist vielleicht etwas familiärer und herzlicher als in den richtig großen Städten.“

Ein essenzieller Faktor für die Attraktivität der Innenstadt ist das Restaurantangebot, das durch die Freigabe zusätzlicher Außenbestuhlungsflächen nochmals aufgewertet wurde: „Es steht außer Frage: Die Nachfrage nach Gastronomie ist groß, die meisten Betriebe sind voll“, sagt Alexander Hangleiter, Dehoga-Geschäftsführer in Freiburg. „Es ist sehr erfreulich, dass trotz schwieriger Zeiten, sehr viel Bürokratie und einiger Schließungen, jetzt wieder Unternehmer den Mut haben, in die Selbstständigkeit zu gehen“, so der Dehoga-Chef.

Als richtige Maßnahme, um zusätzliche attraktive Akzente zu setzen, werden Spezialevents wie das Fashion & Food Festival im September (mehr auf Seite 7) bewertet. Auch ein Lichterfestival für die dunkle Jahreszeit würden viele Händler und Gastronomen begrüßen. Breuninger-Chef David Lehr appelliert: „Auf die Zusammenarbeit kommt es an: Eine Innenstadt machen ganz viele Akteure aus und die müssen wir zusammenbringen, nur dann kann man nachhaltig etwas entwickeln, da braucht man wirklich jeden!“