Euphorie allerorten: Petrus hatte es – natürlich – mit seinem heutigen Nachfolger gut gemeint. Die Organisation war ausgezeichnet, die Bilder fröhlich. Freiburg gab die perfekte Kulisse für die Papstvisite. Das südbadische Jahrhundertereignis verlief fast schon zu fromm.
Freiburg einig Papststadt – diesen Eindruck mussten Beobachter am Wochenende gewinnen. Farbenfrohe Bilder einer ungetrübten Jubelvisite, bei der das Wetter nicht besser hätte mitspielen können, gingen um die Welt. Die Heilige Messe vor rund 100.000 Gläubigen grenzte an Perfektion. Erzdiözese, Polizei und Stadtverwaltung hatten das Großereignis so akribisch organisiert, dass es bei An- und Abreise der Pilger noch nicht einmal zu kleinsten Stockungen kam, auch die Messe selbst verlief wie nach dem Drehbuch. Die Stimmung war eindrucksvoll. Was der Papst hingegen inhaltlich kundtat, dürfte viele, die auf mehr Ökumene und Schritte zur Kirchenreform gehofft hatten, enttäuscht haben. Doch öffentlich geäußerte Kritik oder gar Protestaktionen fand man auf dieser Station der Papstreise nur mit der Lupe.
Was haften blieb, waren Bilder von lachenden Menschen, die Schilder mit „Papst Benedikt wir lieben Dich“ hochhielten. So wurde jenes Image in die Welt transportiert, das sich die Organisatoren so sehnlichst erhofft hatten: eine von Sonne und malerischer Landschaft verwöhnte Stadt, in der Gastfreundschaft groß geschrieben wird. „Freiburg hat eine gute Figur gemacht“, betonte Otto Neideck, der Erste Bürgermeister. Nach Auskunft von Domkapitular Peter Birkhofer habe der Papst die 28 Stunden in Freiburg, den längsten Aufenthalt der Reise, als großes Geschenk empfunden.
Das schnelle Papamobil
Einzig am Samstag, als der Papst mit seinem Papamobil vorbei an den 24.000 Schaulustigen entlang der Kajo zum Münsterplatz brauste, waren verärgerte Stimmen zu vernehmen. Der Chauffeur des Heiligen Vaters hatte es so eilig, dass die Hobbyfotografen oft nur noch ins Leere knipsten. Deutlich weniger Gemurre gab es anlässlich der zahlreichen Einschränkungen, die die hohen Sicherheitsvorkehrungen rund um das Ereignis mit sich brachten. Unter anderem mussten 150 Autos und 216 Fahrräder abtransportiert werden, vor Straßen und Brücken mussten Passanten teilweise länger warten. Die überwältigende Mehrheit der Freiburger nahm dies stoisch hin. Bei der Polizeidirektion sollen sogar zahlreiche Anrufe eingegangen sein, in denen den Beamten Komplimente für die hervorragende Organisation gemacht worden seien. Kritik äußerten einige Gemeinderatsfraktionen anlässlich eines polizeilichen Großeinsatzes auf dem Gelände einer Wagenburg. Laut Polizei sollten so mögliche Störungen während der Messe unterbunden werden.
Für den heikelsten Moment des größten Polizeieinsatzes in der Geschichte Freiburgs sorgten aber zwei Auswärtige: Altkanzler Helmut Kohl (81) und seine 34 Jahre jüngere Gattin Maike Richter-Kohl. Auf dem Weg zu einer Privataudienz mit dem Papst landete das Paar – sie saß hinterm Steuer – am helllichten Tag mit seinem Geländewagen in einem leeren Bächle. Die Bergung dauerte 90 Minuten. Heimatkundler sollen sich bereits darüber streiten, ob die berühmte Bächle-Regel in diesem Fall gilt.