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Gedrückte Stimmung beim Neujahrsempfang der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg

IHK Südlicher OberrheinBis auf den letzten Platz gefüllt war am Montagabend das Konzerthaus beim Neujahrsempfang der IHK in Freiburg. Foto: Sven Meyer

Es sei nicht leicht, derzeit positive Stimmung zu verbreiten, sagt Eberhard Liebherr, der Präsident der IHK Südlicher Oberrhein in Freiburg anlässlich des Neujahrsempfangs der Kammer am Montagabend im Freiburger Konzerthaus. Die nächste Bundesregierung habe viele „hausgemachte Probleme“ zu lösen. Diese Probleme seien struktureller Natur und nicht konjunkturabhängig, so Dieter Salomon, der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Es gehe dabei um die „großen Ds“ der Demografie, der seit 20 Jahren verpassten Digitalisierung, der schleppend verlaufenden Dekarbonisierung der Wirtschaft, der Deglobalisierung durch die Abschottung der USA und Chinas und der drohenden Deindustrialisierung in Deutschland, die Arbeitsplätze bedroht. „Wir sind derzeit nicht wettbewerbsfähig“, so Liebherr und Salomon auf dem Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein in Freiburg. Die Unsicherheit in der Wirtschaft sei groß, man stecke in der „Rezessionsfalle“, die Situation musse mit Realismus betrachtet werden, nur dann seien Reformen möglich. Die Ampel-Koalition habe viele der strukturellen Probleme zwar nicht verursacht, wohl aber habe sie es verpasst, gegenzusteuern, so Salomon.

IHK-Geschäftsführer kritisiert die Bundespolitik

Die Politik vor allem von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) empfinde er als „zu dirigistisch“, so Salomon weiter. Er wünsche sich einen Reformkurs wie zuletzt vor 20 Jahren unter Gerhard Schröder (SPD) für die Wirtschaft im Land. „Angela Merkel hat davon als Kanzlerin 16 Jahre profitiert.“ Die Bürokratie sei erdrückend für die Unternehmen, so Liebherr. Rund ein Viertel der Arbeitszeit in den Betrieben gehe mittlerweile für Verwaltungsarbeit verloren. Beim Bürokratieabbau passiere zu wenig und zu langsam.

Fachkräfte-Zuwanderung als zusätzlicher Zündstoff

Salomon forderte zudem mehr Engagement bei der Zuwanderung von Fachkräften von der deutschen Politik. Rund ein Viertel der Beschäftigten habe einen Migrationshintergrund. Die Fremdenfeindlichkeit mancher Politiker drohe die Probleme nur noch schlimmer zu machen. Mit Blick auf die häufig geäußerte Kritik an der Generation Z und deren angeblich fehlendem Arbeitswillen konstatierte Salomon zudem, dass er den Eindruck habe, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem sei, dass viele Menschen den Zusammenhang zwischen Wohlstand und den Voraussetzungen für Wohlstand aus den Augen verloren hätten.

Der Jugendforscher Simon Schnetzer als Gastredner bei dem Empfang betonte zudem, dass junge Menschen in der Regel die gleichen Wertevorstellungen hätten wie vorherige Generationen. Allerdings sei der Lebensrhythmus der digital aufgewachsenen „Generation Zukunft“ tatsächlich sehr schnell. Dem müsse die Wirtschaft Rechnung tragen, wenn Unternehmen erfolgreich um Nachwuchskräfte werben wollen.

Autor: Bernd Peters