Es war die größte Demo der Freiburg der Nachkriegsgeschichte: mehr als 30.000 Menschen gingen Anfang Februar gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Am 2. Juni ruft ein breites Bündnis unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer“ erneut dazu auf, sich auf dem Platz der Alten Synagoge zu versammeln. Was dahinter steckt und warum es gerade jetzt wichtig ist, dabei zu sein, erklärt Lotta Fröhlich, eine Organisatorin der Demonstration, im Gespräch mit Saskia Schuh.
Frau Fröhlich, warum ist es gerade jetzt wichtig, ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen?
Lotta Fröhlich: In Zeiten zunehmender politischer Polarisierung und einem besorgniserregenden Anstieg an rechtsextremen Aktivitäten, zunehmendem Hass und Intoleranz ist es uns total wichtig zu zeigen, dass eine breite Mehrheit gegen Rechtsextremismus aufsteht und sich für unsere Demokratie und eine offene Gesellschaft einsetzt. Gerade jetzt ist es von entscheidender Bedeutung, weil die Demonstration am 2. Juni stattfindet, also eine Woche vor den Europa- und Kommunalwahlen.
Wer ist bei der Demo dabei?
Fröhlich: Unser Bündnis ist sehr breit aufgestellt, mehr als 200 Organisationen sind dabei. Nach der Welle an Demonstrationen im Februar haben wir uns intensiv vernetzt. Dort ist sichtbar geworden, dass die Mehrheit sagt: hier ist die Brandmauer, hier ist die Grenze und wir stehen geschlossen hinter unserer Demokratie. Wir hoffen, wieder zahlreiche Menschen mobilisieren zu können. Für die Demonstration und die Wahlen – es ist wichtig, jetzt Präsenz zu zeigen. Wir sind Gruppen aus allen gesellschaftlichen Bereichen – von Gewerkschaften, über die Kirche bis hin zu Vereinen, kulturellen Einrichtungen oder Einzelhändlern. Auch wenn sich unsere Meinungen unterscheiden, sind wir uns bei diesem Thema alle einig. Die Lösung für die aktuellen Krisen liegt nicht darin, rechtsextreme Parteien zu wählen. Rechtsextreme Kräfte tragen dazu bei, dass sich unsere Gesellschaft polarisiert und der Diskurs schwieriger wird. Natürlich sind Lösungen nicht leicht zu finden, aber wir brauchen dafür eine demokratische Basis.
Ist es auch ein Appell, wählen zu gehen?
Fröhlich: Auf jeden Fall. Wir wollen mit der Demonstration auch alle Bürger:innen auffordern, ihr Wahlrecht zu nutzen, um demokratische Parteien zu wählen. Weil auch klar ist, jede Stimme, die nicht abgegeben wird, kommt rechtsextremistischen Parteien zu gute.
Aktuell zeigen Umfragen zur Europawahl einen Abwärtstrend der AfD, haben die Großdemos da auch etwas bewirkt?
Fröhlich: Ich kann mir das schon vorstellen, jede Demonstration regt Leute zum Nachdenken an. Gerade wenn man sich dann mit rechtsextremistischen Parteien beschäftigt und merkt, dass deren Wahlprogramm anders ist, als man dachte. Wir glauben aber, dass die Welle noch nicht gebrochen ist und dass sich Menschen von vermeintlich einfachen Lösungen für die Probleme unserer Zeit angezogen fühlen. Es geht uns um die Wahl, aber auch um ein gesellschaftliches Gefühl, unser Appell ist auch: Lasst uns nicht gegeneinander aufbringen, sondern lasst uns zusammen Lösungen
finden.
Im Februar waren es rund 30.000 Teilnehmer – rechnen Sie mit einer ähnlich großen Zahl?
Fröhlich: Wir hoffen, dass sich viele ermutigt fühlen, jetzt nochmal Flagge zu zeigen. Wir fänden es schön an die Teilnehmerzahl anschließen zu können, das Momentum der Correktiv-Recherche haben wir jetzt natürlich nicht mehr. Aber aktuell sieht man ja auch, dass sich Angriffe auf Politiker häufen. Ich könnte mir vorstellen, dass das einige mobilisiert, die zeigen wollen, dass das nicht geht.
Info: Das Bündnis „Wir sind die Brandmauer“ ruft am 2. Juni, ab 14 Uhr zur Großdemo auf dem Platz der Alten Synagoge auf. Hier wird es auch Redebeiträge geben und Gruppierungen aus Freiburg stellen sich vor. Die Organisatoren freuen sich auch über weitere Unterstützer. Infos unter https://wirsinddiebrandmauer.fr