Viele gastronomische Neueröffnungen gab es 2024 entlang der Habsburgerstraße. Damit rückt Herdern immer mehr ins Zentrum des Nachtlebens in Freiburg. Niedrigere Pacht und eine gute Straßenbahnanbindung machen die Gegend rund um die prägnante Meile ideal.
Entwickelt sich hier ein neuer Ausgeh-Hotspot?Mitte Dezember hat in den Räumlichkeiten des ehemaligen Lebemanns das „Café Danz“ eröffnet: Die Inhaber Boris Gröner und Andreas Schöler, die bereits das berühmte One Trick Pony führen, konnten hier ihr lange geplantes Konzept einer Weinbar umzusetzen. Mit der Lage sind sie sehr zufrieden. „Die Anwohner in Herdern haben eine neue Anlaufstelle, da es ansonsten nicht so viele Ausgehmöglichkeiten in der Ecke gab. Das Konzept Weinbar gewinnt gerade immer mehr Fans“, sagt Boris Gröner. Von vielen Seiten gab es bereits zu Beginn positives Feedback.
Dass das Konzept einer Weinbar außerhalb der Innenstadt zieht, sieht auch Filipos Klein so: Seit November ist er mit „Leo’s Weinbar“ am Europaplatz vertreten. Etwa fünf Jahre länger führt er das im Kellergewölbe gelegende Steaklokal „Meat & Greet“. Zwar sieht er sich mit seinen Räumlichkeiten immer noch in der Innenstadt, doch man merke, dass sie auf der anderen Straßenseite sind: „Das ist für manche Leute schon eine Hürde“, sagt Klein. Laufkundschaft verirre sich selten zu ihm. „Man muss es sich vornehmen, zu uns zu kommen“, sagt er. Noch auffälliger sei dies beim „Meat & Greet“: Selbst Menschen mit einer Reservierung hätten teilweise Probleme, den Haupteingang des unterirdisch gelegenen Restaurant zu finden.
Dass es wenig Laufkundschaft außerhalb der Innenstadt gibt, sieht auch Boris Gröner vom Café Danz: „Es verirrt sich niemand zufällig ins Café Danz, sondern die Location wird bewusst als Ausgehziel aufgesucht“, so Gröner. Dies sieht er zugleich als Vorteil und Nachteil. Trotzdem ist die Habsburgestraße auch noch weiter nördlich beliebt: Hier hat das orientalische Restaurant „Deliler Pizza Pide“ kürzlich ebenfalls eröffnet.
Ebenfalls am Leopoldring haben Philippe Petry und Oliver Preiser im Juni letzten Jahres „Frederics Cocktailclub“ eröffnet. Sie sehen ihren Standort „als quasi Innenstadt“, so Petry. Außerdem sei der Leopoldring mit der Straßenbahn perfekt angebunden und „schon immer ein Hotspot für Nachtleben und Kultur“ gewesen. „Die Herausforderung war, den schönen Innenhof unter die Menschen zu bringen“, sagt Petry. Da die Eröffnung jedoch Anfang des Sommers war, hatte sich der „versteckte Ort für besondere Sommernächte“ schnell herumgesprochen. Als Nachteil sieht auch er den Mangel an Laufkundschaft – so müsse das Team oft kreativ sein, um Leute zu sich zu locken. Dadurch würden sich die Leute jedoch ganz bewusst für sie entscheiden.
Ob Weinbar oder Steakhouse: Außerhalb der Innenstadt kommt es noch mehr auf das Konzept an. Der Eingang zu „Frederics Cocktailbar“ sehe aus wie eine U-Bahn-Station, was das besondere Entdecker-Konzept der Cocktailbar widerspiegele, so auch Philippe Petry. „So wie die Räumlichkeiten aussahen, waren sie die perfekte Grundlage.“ Auch Filipos Klein, der insgesamt sieben Gastronomiebetriebe in Freiburg führt, merkt: Das Publikum ist zwar teilweise gleich, die Intention jedoch eine andere. Wer außerhalb der Innenstadt unterwegs ist, sucht nicht das Partyfeeling. Das muss sich mit dem Konzept decken – zum Beispiel dem einer Weinbar: „Wir sind hier nicht auf Party aus“, sagt Filipos Klein. Seine Gäste wollen einen gemütlichen und entspannten Abend erleben und raus aus der Stadtmitte. Und: „Wein ist generell eher gesellig und gemütlich und weniger ein Partygetränk“, sagt Filipos Klein. Über Wein würden die Leute reden und ihn erleben wollen.
Trotzdem weiß Klein:„Die Innenstadt bleibt der Hotspot.“ Das denkt auch Boris Gröner, der sich aber gut vorstellen kann, dass in Zukunft der Norden Freiburgs noch attraktiver zum Ausgehen wird. „Der Hauptfokus wird sich aber nicht nach Norden verschieben“, so Gröner. Europaplatz und Habsburgerstraße seien allerdings eine gern gesehene Ergänzung, sagt Filipos Klein. Dies sehen auch die Betreiber von „Frederics Cocktailbar“ so: „Wir freuen uns, dass sich Freiburgs Stadtleben weiter ausbreitet und sich nicht nur auf die Innenstadt beschränkt.“