Immer häufiger schließen Geschäfte in der Freiburger Innenstadt – viele Räumlichkeiten bleiben danach Jahrelang ungenutzt, so wie das ehemalige Modehaus Kaiser, in das nun nach zwei Jahren Leerstand eine Filiale der spanischen Modekette Zara ziehen soll. Dabei gibt es Aktionen, die die Innenstadt attraktiv machen sollen.
Superdry, Scotch & Soda und nun auch Esprit: Auch große Marken müssen schließen. Und die Eigentümer tun sich schwer damit, Nachmieter zu finden.
Nun gibt es erste Lichtblicke am Horizont: In das seit zwei Jahren leerstehende Gebäude des Modehaus Kaiser soll eine Zara-Filiale einziehen. Eine Entwicklung, die David Lehr aus dem Vorstand von z´Friburg in der Stadt e.V. und Geschäftsführer von Breuninger begrüßt: „Zara ist ein Frequenzmagnet für die Freiburger Innenstadt.“ Zara locke Menschen aller Altersgruppen in die Stadt – und nicht nur Freiburger. „Zara wird auch Menschen aus dem Speckgürtel in die Innenstadt ziehen“, so Lehr.
Seit 15 Jahren würden sich die Freiburger eine Zara-Filiale wünschen, sagt auch Innenstadt-Koordinator der FWTM Thorsten Schäfers. „Die Zara-Filiale wird der Freiburger Innenstadt guttun und auch weitere gute Marken anziehen“, so Schäfers.
Wichtig sei aber vor allem ein Gesamtkonzept in der Innenstadt: „Die Leute müssen sich in der Innenstadt aufhalten wollen und dafür muss sie auch gut erreichbar sein“ sagt Schäfers. Die FWTM mache regelmäßig Umfragen über ein Institut, das auch deutschlandweit Daten zur Attraktivität der Innenstädte erhebt: Behördengänge, Ärzte, Arbeit und Ausbildung seien die Gründe, warum Menschen in die Innenstadt gingen. „Wir müssen das Rundumprogramm in der Innenstadt lassen.“
Thorsten Schäfers sieht die Innenstadt derzeit sehr gut aufgestellt: Allgemein würden Innenstädte aufgrund eines veränderten Kaufverhaltens weniger besucht – dies betreffe aber nicht nur Freiburg, sondern ganz Europa.
„Für die Händler ist extrem wichtig, dass die Frequenz in der Stadt stimmt“, sagt auch David Lehr. Auf der KaJo fehlen laut Lehr Cafés mit Möglichkeiten zum Draußensitzen. „Wir müssen ein Freizeitangebot für die Kunden darstellen mit gutem Service und einem vielfältigen Passepartout.“
Um die Innenstadt weiterhin attraktiv zu halten, müsse man sie wie einen Erlebnispark denken, sagt auch Schäfers. Eine bestimmte Marke gebe da nicht den Ausschlag. Was heute im Trend liegt, kann schon bald nicht mehr modern sein. Als Beispiel nennt Schäfers die Marke Scotch & Soda.
Statt also bestimmte Marken anzusiedeln brauche es kleine Attraktionen, sogenannte Microevents. An Veranstaltungen wie dem Weinfest oder dem Fashion & Food Festival sei die Innenstadt stets gut besucht. „Da kommen die Leute, weil etwas passiert“, so Schäfers. Es sei wichtig, hier lockerer zu werden. „Wenn die Geschäfte schließen, warum stellen wir dann keine Tische dort hin – oder Tischtennisplatten?“
Man brauche die Mehrfachnutzung der Innenstadt und dafür auch Eigeninitiative der dort ansässigen Einzelhändler. Dies sieht auch David Lehr: „Wir müssen mehr denn je Entertainer sein und Events kreieren.“ Dazu gehöre, Synergien zu finden, Dinge gemeinsam zu machen – und vor allem das Verständnis, dass es am Ende nur gemeinsam gehe.
Am Münstermarkt soll nun ein Pop-Up-Store nach diesem Prinzip entstehen: So soll es Ping-Pong-Partys, Laut-und-Lyrik-Veranstaltungen und Kunst-und-Wein-Events geben. Dadurch würden alle Zielgruppen angesprochen werden. „Ladenflächen müssen auch mal neue Chancen bieten“, sagt Schäfers. Und: „Die Innenstadt ist die Innenstadt von allen. Innenstadtakteure und Stadtverwaltung müssen gemeinsam mehr mutige Konzepte verfolgen. Mixed-Used-Konzepte bieten neue Chancen auf öffentlichen Flächen und in Ladengeschäften. Dazu müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“
Auch David Lehr blickt positiv in die Zukunft. Sollte es für Zara gut laufen, geht er davon aus, dass sich auch weitere Marken der Inditex-Gruppe in Freiburg niederlassen könnten – dazu gehören unter anderem die Modemarken Stardivarius, Bershka und Pull & Bear.