Seit er elf Jahre alt ist spielt Jörg Kuenzer Trompete. In seiner Laufbahn als Trompetenspieler hat er sich nicht nur in Freiburg einen Namen gemacht, denn der 68-Jährige ist viel herumgekommen. Große Bekanntheit erlangte er ab 2020 als der „Corona-Trompeter“.
Es ist die 770. Mahnwache, die Jörg Kuenzer an diesem Tag spielt: Vor dem Brunnen bei der Chocolaterie seiner Frau Susanne Schneider-Kuenzer am Holzmarkt spielt der Trompeter seit dem 13. November 2020 jeden Mittwoch um 11.11 Uhr ein kurzes Konzert. Meist spielt er zwischen fünf und sechs Stücke, insgesamt 15 bis 20 Minuten.
Er spielt bei Wind und Wetter – wenn es regnet ohne Noten, dann wird improvisiert. Dabei hat er regelmäßig Zuschauer: „Das Maximum waren 14, meist sind es ein bis drei“, sagt Kuenzer.
Darunter sind neben Passanten auch immer wieder alte Gesichter, denn Kuenzer hat sich als „Corona-Trompeter“ längst einen Namen gemacht. Bekannte und Freunde sind unter den Zuhörern, ebenso wie Stammgäste der Kirschbaumdeck Musiktage – ein Veranstaltungsformat, das Kuenzer selbst ins Leben gerufen hat und das auf dem Balkon seines Wohnhauses stattfindet.
Bereits mit 12 Jahren spielte er in der Musikklasse der Musikhochschule Freiburg. Später studierte er in Aachen und Köln Musiktherapie und gründete schließlich die Künstleragentur Jak. Von 1981 bis 1984 war er dozentischer Trompeter an der PH. Er schloss zudem eine Ausbildung zum Versicherungsfachmann ab und ist Diplomvolkswirt – um den Eltern zu beweisen, dass er nicht vorzeitig aufgrund von Verhungern sterben werde, so Kuenzer.
Dabei war es sein Vater, der wollte, dass er das Trompetespielen lernte. Wie viel Spaß dies dem Sprössling machen würde, hatte er sich nicht ausgemalt. „Wir wollten ja immer, dass du Trompete spielst, aber doch nicht so viel!“, habe sein Vater später häufig gesagt, so Kuenzer.
„Nach 5.000 Melodien bin ich Fan von allen Musikgenres.“
Jörg Kuenzer, Trompeter
Musik begleitet Kuenzer schon sein Leben lang: „Melodien sind das Wichtigste im Leben“, sagt er. Nicht nur Trompete spielt der heute 68-Jährige: Rund 20 Instrumente besitzt er, darunter auch ausgefallene wie Wasserbüffelhörner und ein Hammelhorn sowie eine Orgel und mehrere Akkordeons – denn bevor Kuenzer mit dem Trompetespielen begann, spielte er drei Jahre Akkordeon.
Auch über Freiburg hinaus kennt man Kuenzer: „Ich bin viel herumgekommen“, so der Freiburger. Unter anderem stand er in New York auf der Bühne, auch in Freiburgs Partnerstadt Madison spielte er Trompete. Über seine Agentur begleitete er elf Jahre lang Markus Stockhausen auf seinen Reisen – „einen der weltbesten Trompeter“, so Kuenzer, von dem er auch viel gelernt habe.
Durch seine Corona-Konzerte, von denen nur wenige ausgefallen sind, hat er sich ein herausragendes Repertoire an Stücken angeeignet: Rund 5.000 Musikstücke habe er im Laufe der Zeit gespielt. Wiederholungen vermeidet er. „Nach 5.000 Melodien bin ich Fan von allen Musikgenres“, sagt Kuenzer.
Seinen Schwerpunkt setzt er aber in der Klassik. Der klare Favorit: Johann Sebastian Bach, gefolgt von Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel. Zu seinen liebsten Künstlern gehören jedoch auch Reinhard Mey, Howard Carpendale, Udo Jürgens und Udo Lindenberg.