Familie. Es geht nicht ohne, aber leicht ist es auch nicht immer. Rund um diese Erkenntnis hat der Schweizer Ramon Zürcher seine Tier-Trilogie gedreht, die nun mit „Der Spatz im Kamin“ von Ramon Zürcher ihren Abschluss findet. Erneut geht es in begrenztem Raum um Abgründe und Freuden einer Familie, präzise inszeniert und gespielt, mit Witz und Ironie erzählt. Ein schwarz-humoriger Familienhorror mit Maren Eggert.
Karen, gespielt von Maren Eggert („Das Experiment“) wohnt mit ihrem Ehemann Markus und den gemeinsamen Kindern in ihrem idyllisch gelegenen Elternhaus. Zu Markus’ Geburtstag reist auch Karens Schwester Jule mit ihrem Ehemann Jurek und den beiden Kindern an. Jule ist das pure Gegenteil ihrer Schwester: locker, lebendig und freiheitsliebend. Sie hasst dieses Haus schon seitdem sie klein ist. Düstere Erinnerungen an die verstorbene Mutter verstärken ihren Drang nach Rebellion gegen ihre herrische Schwester. Karens Tochter Johanna solidarisiert sich auf Anhieb mit ihrer Tante, zumal sie schon lange gegen ihre Mutter aufbegehrt.
Im Zenit ihrer Pubertät, provoziert sie Karen bei jeder Gelegenheit und scheut sich nicht, ungehemmt mit ihrem Onkel Jurek zu flirten. Auch der kochsüchtige Leon bekommt immer mehr Mut, gegen seine Mutter zu rebellieren. So bildet sich allmählich eine Front gegen Karen, und das Haus wird zunehmend Schauplatz einer Dynamik, in der es gilt, die Herrscherin zu stürzen.
Und dann ist da noch die geheimnisvolle Liv, die vor ein paar Monaten ins kleine Haus am Waldrand eingezogen ist und täglich Karens Hund ausführt. Sie hütet ein feuriges Geheimnis und hat eine besondere Nähe zu Markus. Will sie insgeheim Karens Platz einnehmen, um endlich selber eine Familie zu haben? Oder hat Karen vielleicht sogar selbst diese Revolution innerhalb ihrer Familie ersehnt und heraufbeschworen? Hat sie unbewusst eine Art Exorzismus vorbereitet, um die Dämonen der Vergangenheit auszutreiben und endlich frei zu sein? Während sich das Haus zunehmend mit Leben füllt und ein Spatz im Kamin den Weg in die Freiheit sucht, steigt in Karen die Anspannung – bis sich alles zuspitzt und Altes zerstört wird, um Raum für Neues zu schaffen.