Hausärzte aus Freiburg und dem Dreisamtal mit seinem Umland schlagen Alarm: Eine kostendeckende, wirtschaftliche und damit planungssichere Praxisführung sei unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich, betonen sie. In einer Initiative appellieren sie an ihre Patientinnen und Patienten, sich direkt an die Politik zu wenden und sich für die Stärkung der Hausarztpraxen einzusetzen.
Durch eine von der Politik zu knapp angesetzte Budgetierung stehen die Praxen massiv unter Druck, was für die Patienten erhebliche Konsequenzen hat: Hausarztpraxen können dann, was oft jetzt schon der Fall ist, keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Auch die Terminverfügbarkeit für Stammpatienten reduziert sich deutlich. Für die Zukunft gravierend: Immer mehr potenzielle Nachfolger entscheiden sich gegen eine Niederlassung und die Übernahme einer Hausarztpraxis, was wiederum zur Folge hat, dass bestehende Hausarztpraxen irgendwann verschwinden. Mit der Lücke muss dann die Bevölkerung irgendwie zurechtkommen.
„Die finanziellen Aufwendungen für Arztpraxen sind in die Höhe geschossen, gleichzeitig ist die Inflation stark gestiegen. Die Budgetierung der Arztpraxen hat damit nicht Schritt gehalten. In der Summe ist der Reinertrag in den vergangenen vier Jahren um 15 bis 20 Prozent gesunken. Zum Teil bricht das den Praxen das Genick“, fasst Dr. Martin Staß, Hausarzt mit Praxis in Freiburg-Kappel, die Situation zusammen. Gleichzeitig würden die Praxen massiv in Digitalisierung und neue Geräte investieren müssen, während auf der anderen Seite der bürokratische Aufwand weiter wachse. Irgendwann gehe diese Rechnung nicht mehr auf, sagen die Ärzte.
„Wir sehen uns nicht nur als Lotse, wir sind der Fels in der Brandung. Wir machen die Hauptversorgung“, spricht Dr. Markus Pohle, Hausarzt aus St. Peter für sich und seine Kolleginnen und Kollegen. „Wenn wir uns nicht wehren, wird der Patient in zehn Jahren keinen Hausarzt mit persönlicher Bindung mehr haben, sondern geht dann in ein Medizinisches Versorgungszentrum, wo er dann im ungünstigsten Fall jedes Mal mit einem anderen Arzt zu tun hat“, so Pohle.
Schon jetzt gibt es zu wenig Arztpraxen in Deutschland. Viele gesetzlich Versicherte müssen oft monatelang auf einen Facharzt-Termin warten. Nun gerät auch das Hausarztsystem ins Stottern. Sollte es seitens der Politik keine Verbesserung der Rahmenbedingungen geben, werden sich aufgrund der gestiegenen Kosten noch weniger Ärzte für die Selbstständigkeit entscheiden. Besonders dramatisch: Ein Drittel aller Ärzte wird in den kommenden Jahren in Pension gehen.
Sehr angespannte Lage
„Wir bekommen immer seltener Nachfolger, weil diese jungen Mediziner die wirtschaftliche Entwicklung sehen. In der Realität hat sich das zunächst auf dem Land gezeigt, jetzt erreicht es auch die Stadt. Wer jetzt neu nach Freiburg kommt und eine Hausarztpraxis sucht, verzweifelt“, weiß Dr. Jakob Fehlings, Hausarzt aus Littenweiler.
Er und seine Kollegen gehen daher in die Offensive und wollen ihre Patienten sensibilisieren. Die Hausärzte fordern die Unterstützung durch die Politik für eine wirtschaftliche und planungssichere Arbeit. Das Ziel müsse es sein, dass für die Menschen die wohnortnahe ärztliche Versorgung langfristig sichergestellt werde. Der Appell: Wer nicht möchte, dass der hausarztmedizinische Versorgungsgrad in Deutschland immer stärker gefährdet wird, solle sich bitte an seinen Landtags- und Bundestagsabgeordneten wenden und ihm/ihr eine Nachricht schreiben. In den teilnehmenden Praxen liegen dazu Flyer aus. Darauf stehen auch die Namen und E-Mail-Adressen der Abgeordneten sowie ein QR-Code zu einem Musterschreiben, das auch unter muster.miz-st-peter.de heruntergeladen werden kann. Eine Online-Petiton findet sich unter: www.haev.de/themen/petition.