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Lorettoberg-Mord: Prozessauftakt in Freiburg – Einbrecher stach 17 Mal zu

Der Mord passierte in einem Haus in einer ruhigen Wohnstraße auf dem Freiburger Lorettoberg.Der Mord passierte in einem Haus in einer ruhigen Wohnstraße auf dem Freiburger Lorettoberg. Foto: Bamberger

Am Dienstag hat am Landgericht Freiburg der Prozess gegen einen 22-jährigen algerischen Flüchtling, der wegen des Lorettoberg-Mordes und weiterer schwerer Straftaten angeklagt ist, begonnen. Er soll im Juli in ein Haus eingebrochen sein und einen 77-jährigen Bewohner mit mindestens 17 Messerstichen getötet haben.

Die Anklage lautet: Mord in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge, Privatwohnungseinbruchsdiebstahl und Sachbeschädigung. Der Angeklagte soll sich am 14. Juli 2024 von der Innenstadt auf den Weg in die Wiehre gemacht haben – auf der Suche nach einem Haus, in das er einbrechen kann, um Schmuck und Bargeld zu stehlen. Als Tarnung hatte er einen Sack und eine Zange dabei und wollte sich so als Müllsammler ausgeben.

Vor dem Landgericht Freiburg wird seit heute der Lorettoberg-Mord verhandelt. Foto: Schuh

Bei einem Wohnhaus auf dem Lorettoberg schlug er gegen sieben Uhr morgens mit einer Axt, die er im Garten fand, ein Fenster ein. Nachdem er zunächst das Erdgeschoss nach Wertsachen durchsucht hatte, habe er im Obergeschoss Geräusche gehört. Daraufhin bewaffnete er sich in der Küche mit einem 33 Zentimeter langen Messer und ging nach oben. Von hinten stach er mindestens 17 Mal brutal auf den 77-jährigen Hausbewohner ein – mit einer derartigen Wucht, dass die Messerspitze im Hals des Opfers stecken blieb, das an seinen schweren Verletzungen starb, so die Anklage. Anschließend ließ er den Mann im Wohnzimmer zurück, durchsuchte akribisch alle Räume und entwendete unter anderem einen Laptop, Schmuck und Silbermünzen. Danach soll er sein Opfer in einen Teppich eingewickelt und unter dem Bett verstaut haben, damit dieser nicht so schnell gefunden werde. Anschließend durchsuchte er noch die Kellerwohnung und erbeutete elektronische Geräte, Kleidung und Uhren. Gegen 15 Uhr verließ er dann laut Anklage das Haus.

Ruhig und mit gesenktem Kopf und in einem schlichten, blauen T-Shirt gekleidet, verfolgte der 22-Jährige von schmächtiger Statur die Schilderungen der Staatsanwaltschaft, die für ihn von einem Dolmetscher übersetzt wurden. Mit leiser Stimme machte er beim gestrigen Prozessauftakt Angaben zu seiner Person, zur Tat selbst wollte er sich jedoch nicht äußern. Erst im Mai 2024 war er als Flüchtling nach Deutschland gekommen, seit der Tat sitzt er in Untersuchungshaft. Die Verhandlung am Landgericht geht am kommenden Dienstag weiter, für den Prozess sind acht Termine angesetzt.

Erst im Mai 2024 kam er nach Freiburg

Der Angeklagte schilderte, wie er in ärmlichen Verhältnissen mit Vater, Mutter und sechs Geschwistern in einer Küstenstadt in Algerien aufgewachsen sei. Hier kam er bereits in Kontakt mit Drogen und Alkohol. In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft machte er sich im Dezember 2023 gemeinsam mit anderen Flüchtlingen in einem Boot nach Spanien auf, mit dem Zug reiste er weiter nach Frankreich, in die Schweiz, Belgien und die Niederlande. Nach dem Grund gefragt, warum er von Stadt zu Stadt zog, antwortete der Angeklagte, „weil er Zugfahren beruhigend finde“. Hier nahm und verkaufte er auch Drogen. Mehrmals habe er versucht, sich umzubringen. Im Mai 2024 kam der 22-Jährige über die Schweiz nach Freiburg, fuhr durch zahlreiche deutsche Städte, bevor er im Juli zurückkehrte und in der LEA aufgenommen wurde.

Schon im Vorfeld des Einbruchs soll er durch mehrere Eigentumsdelikte aufgefallen sein. Auch in Freiburg sei sein Leben bestimmt von Drogen gewesen, gemeinsam mit zwei Flüchtlingen habe er Sachen aus Autos geklaut, so der 22-Jährige. Unterwegs waren sie mit Tüten und Zangen – getarnt als Müllsammler, falls die Polizei auf sie aufmerksam werden würde.

Nach der Tat war der Angeklagte in die Schweiz geflüchtet. Nach einer internationalen Fahndung konnte er in Bern festgenommen werden. Am Tattag war der Mann auf dem Stühlinger Kirchplatz noch von Zeugen beobachtet worden, wie er einen Teil der Beute aus dem Anwesen am Lorettoberg in einem Gebüsch versteckte. Wie der Mann aussah, wusste die Polizei durch Aufnahmen privater Sicherheitskameras auf dem Lorettoberg.