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Nanosatellit ERNST aus Freiburg startet ins All

Forschende am Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI haben federführend einen Kleinsatelliten entwickelt. Am 16. August 2024 startete dieser in den Orbit. Foto: Fraunhofer Emi

Raketenstarts könnten zukünftig noch früher erkannt werden – um dies zu ermöglichen, startete der erste Forschungssatellit des Fraunhofer Instituts ERNST am 16. August von Kalifornien aus ins All. Die Mission des Kleinsatelliten: Er soll neue Technologien unter Weltraumbedingungen testen und untersuchen, ob mit schuhkartongroßen Kleinsatelliten auch Raketenstarts detektiert werden können.

Forschende am Freiburger Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI haben den kleinen Satelliten federführend entwickelt und betreuen die rund dreijährige Mission. Förderer des Forschungsprojektes ist das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).

Frank Schäfer, Leiter des Geschäftsfeldes Raumfahrt am Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik EMI bezeichnet den Nanosatelliten in einer Pressemitteilung als „Meilenstein in der Raumfahrtforschung“. Mit ihm könne man Innovationen im Weltraum testen und Erkenntnisse sammeln, so Schäfer. Mit an Bord ist unter anderem eine leistungsstarke Infrarot-Kamera, die die Wärmeabstrahlung von startenden Raketen erfassen kann.

Große Technologien auf kleinem Raum

Trotz großer Forschungsaufgaben ist ERNST ein Winzling. Er ist klein wie ein Schuhkarton, verfügt jedoch über zahlreiche technologische Innovationen. Für seine Hauptaufgabe ist er mit einer hochempfindlichen Infrarotkamera ausgestattet. Sie muss auf minus 160 Grad Celsius gekühlt werden, um optimale Bilder zu liefern.

Außerdem sind eine optische Kamera zur Erdbeobachtung im sichtbaren Spektralbereich und ein vom Fraunhofer INT aus Euskirchen entwickelter Strahlungsdetektor an Bord. Der Detektor misst hochenergetische Weltraumstrahlung und hilft damit, deren Einfluss auf die Elektronik von Kleinsatelliten zu untersuchen.

Die Satellitenplattform könnte sowohl für militärische als auch für zivile Forschungsaufgaben wertvolle Ergebnisse liefern. „Denkbar ist beispielsweise, dass wir ERNST in Zukunft auch nutzen, um Waldbrände frühzeitig zu erkennen“, so Schäfer. ERNST ist der erste Kleinsatellit der Fraunhofer-Gesellschaft. Entwickelt wurde er unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik EMI in Freiburg. Beteiligt waren das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen INT und das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB.

Bisher ist Deutschland auf dem globalen Markt für Satelliten kaum vertreten: Im vergangenen Jahr kamen nur fünf von über 2500 gestarteten Satelliten aus Deutschland. Der überwiegende Anteil der Satelliten fällt in die Größenklasse der Kleinsatelliten. Die in Freiburg entwickelte Satellitenplattform hilft so deutschen Unternehmen, ihre Technologien und Sensoren ins All zu bringen.

Am Ende seiner Mission wird ERNST wieder in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen. So wird Weltraumschrott vermieden und der Orbit nachhaltig genutzt.