Überraschendes Stühlerücken im Gemeinderat: Die Junges-Freiburg-Mitglieder Julian Schreck und Sophia Kilian wechseln die Seiten und verlassen die FR4U-Fraktion. Statt sechs schrumpft diese nun auf vier Sitze. Kilian gab bereits am Mittwoch ihren Wechsel zu den Grünen bekannt, am Donnerstag folgte Schreck, der die SPD-Fraktion verstärkt. Die FR4U-Fraktion reagiert wortkarg.
Aus sechs wird vier heißt es bei der FR4U-Fraktionsgemeinschaft im Freiburger Gemeinderat: Pünktlich zum Start in die Haushaltsberatungen für den neuen Doppelhaushalt muss FR4U durch den Wechsel von Sophia Kilian zu den Grünen und Julian Schreck zur SPD eine empfindliche Schwächung hinnehmen. Von den bisher sechs Räten bleiben nur noch die erfahrene Stadträtin Sophie Kessel (Die Partei) sowie die Neulinge Sonja Wagner (Urbanes Freiburg) und die beiden Volt-Vertreterinnen Felicia Fehlberg und Anna Polásek übrig. „Die Ereignisse der letzten 48 Stunden sind für alle Mitglieder unserer Fraktion schwer zu fassen. Die Fraktion wird in einem ersten Schritt beraten, wie die Aufgaben neu aufgeteilt
werden“, teilt Fraktionsgeschäftsführer Adrian Nantscheff mit.
Weiter kommentieren wolle FR4U den Vorgang vorerst nicht, da eine Beratung in der Fraktion „aufgrund der Kürze der Zeit“ nicht möglich gewesen sei. Anfang kommender Woche wolle sich die Fraktion dann äußern.
Die Grünen haben jetzt 13 Sitze, die SPD 7 Sitze
Groß ist die Zufriedenheit über das geglückte „Transfergeschäft“ dagegen bei SPD und Grünen. Die Anzahl der Sitze der Grünen erhöht sich auf 13, wodurch sie mit Abstand die stärkste Kraft im Freiburger Ratsaal sein werden. „Im Freiburger Gemeinderat gewinnen wir mit Sophia Kilian eine engagierte und qualifizierte Stimme für den Klimaschutz. Das stärkt unsere Fraktion noch weiter und gibt uns eine Vielzahl an zusätzlichen Optionen für Mehrheiten“, sagen die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Sophie Schwer und Simon Sumbert. Die SPD ist mit jetzt sieben Sitzen zweitstärkste Kraft.
Während Sophia Kilian inzwischen sogar Grünen-Mitglied ist, bleibt Julian Schreck weiterhin auf dem Junges-Freiburg-Ticket. Die SPD-Fraktion wird daher fortan den Namen „SPD/Junges Freiburg“ tragen. „Wir freuen uns über die Verstärkung von Julian Schreck“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Julia Söhne. Schreck sei mit seinem Engagement und seinen Ideen „eine Bereicherung für unsere Fraktionsarbeit und unsere politischen Ziele.“
Sophia Kilian fühlte sich „nicht mehr wohl“ bei FR4U
Ihren Entschluss, FR4U zu verlassen, habe atmosphärische Gründe, teilte Sophia Kilian in ihrer Erklärung mit. In den ersten Monaten mit der neuen Fraktionsgemeinschaft sei sie überzeugt gewesen, dort gemeinsam viel bewegen zu können. „In den letzten Monaten habe ich allerdings zunehmend gespürt, dass ich mich in meinem bisherigen politischen Umfeld nicht mehr wohl fühle. Die sozialen Dynamiken innerhalb der Fraktion und die Atmosphäre in meinem direkten Arbeitsumfeld haben mich dazu bewogen, meine Rolle zu überdenken“, so die 24-Jährige.
Julian Schreck wiederum sieht sein Aus von FR4U als eine direkte Folge von Kilians Abschied. „Nach dem Wechsel von Sophia Killian zu den Grünen, wurden ich und meine Liste Junges Freiburg vor die Frage gestellt, wo wir uns in den nächsten viereinhalb Jahren verorten.“ Gemeinsam mit der SPD sehe Junges Freiburg die Möglichkeit, „unsere politischen Ziele, insbesondere in den Bereichen Wohnen und Jugendförderung, noch effektiver zu verfolgen“, so Schreck.