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Stadtbau baut Barrieren auf dem Wohnungsmarkt ab

Die Freiburger Stadtbau saniert ihre Bestandswohnungen und legt den Fokus auf Barrierefreiheit. Foto: pixabay.de

Wohnraum in Freiburg ist Mangelware – vor allem, wenn er barrierefrei sein soll. Die Freiburger Stadtbau hat nun einen Maßnahmenkatalog vorgestellt. Sie möchte ihre Bestandswohnungen auf Teilhabe und Inklusion auslegen.

Bereits vor fünf Jahren erarbeitete die FSB ein Konzept gemeinsam mit der kommunalen Behindertenbeauftragten Sarah Baumgart. Bei der Planung neuer Bauprojekte werden die Standards bereits umgesetzt. Problematisch sind allerdings die Bestandsbauten: Für deren Sanierung hat die FSB nun 69 konkrete Maßnahmen erstellt.

Zu den größten Problemen gehören der Zugang zur Wohnung und die Badezimmer: Haltegriffe und ebenerdige Duschen, aber auch ein stufenloser Zugang zum Haus oder ein Aufzug würden immer mehr gewünscht, so Sarah Baumgart, Behindertenbeauftragte der Stadt Freiburg. Mit Rollstühlen und Rollatoren braucht man deutlich mehr Platz. In Bestandsbauten sei dies schwieriger als im Neubau. „Ein schlauchartiges Bad lässt sich nur schwer so gestalten, dass die notwendigen Bewegungsflächen für einen Rollstuhl entstehen.“

Einfacher sei es hingegen, mit Kontrasten zu arbeiten, um Defizite beim Sehen auszugleichen: So sind Türrahmen und Treppenstufen besser sichtbar.

Als Behindertenbeauftragte hat Sarah Baumgart wöchentlich Anfragen für barrierefreien Wohnraum. „Die Nachfrage ist sehr groß und der Markt bietet nur wenig bezahlbare, barrierefreie Wohnungen.“ Gerade ältere Menschen würden oft zu lange in schwierigen Wohnverhältnissen bleiben und riskieren, zu stürzen. Beim Seniorenbüro oder Wohnraumberatungsstellen erhielten diese Unterstützung, so Baumgart. Mieterinnen und Mieter der Stadtbau könnten die hauseigene Beratungsstelle nutzen. Aber: „Eine extra Wohnraumvermittlung nur für barrierefreie Wohnungen gibt es nicht.“

Generell sieht sie die Lage in Freiburg als sehr kritisch an: Mit den gesetzlich geforderten barrierefreien Wohnungen, die pro Neubau entstehen müssen, decke Freiburg nicht einmal den aktuellen Bedarf. „Der steigende Bedarf der nächsten Jahre wird die Situation noch verschärfen.“

Als wichtigen Schritt sieht sie die Bereitschaft der Stadtbau, bei Sanierungen die Machbarkeit von Barrierefreiheit zu prüfen und umzusetzen. „Wir brauchen das Engagement der Wohnungswirtschaft über das gesetzliche Maß hinaus.“ Auch andere Akteure müssten dies übernehmen und vor allem dafür sorgen, dass barrierefreie Wohnungen am Ende auch an ältere oder behinderte Menschen vermietet werden.

Oft seien die Wohnungen so teuer, dass sie für behinderte Menschen ohnehin unbezahlbar seien, so Baumgart. „Menschen mit Behinderungensind doppelt so häufig von Armut betroffen, wie nichtbehinderte Menschen“, weiß sie. Daher gingen barrierefreie Wohnungen oft genug nicht an behinderte Menschen als Mieter. Sie fordert: „Barrierefreier Wohnraum muss immer auch bezahlbar sein.“