In Freiburg hat der zweitägige Streik im Nahverkehr begonnen. Keine zwei Monate nach dem letzten Streik sorgt die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag und Freitag, 18. und 19. April, erneut für Stillstand im Nahverkehr. Im VAG-Liniennetz fahren an beiden Tagen keine Straßenbahnen und fast keine Busse.
In Freiburg hat der zweitägige Verdi-Streik begonnen. Von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss fahren deshalb im Liniennetz der Freiburger Verkehrs-AG (VAG) heute und am morgigen Freitag keine Straßenbahnen und mit wenigen Ausnahmen keine Busse. Auch die Schauinslandbahn sowie das Kundenzentrum pluspunkt, das VAG-Fundbüro und die Abteilung für das erhöhte Beförderungsentgelt im pluspunkt bleiben geschlossen.
Im Omnibusbereich bleiben lediglich die Linien 15 und 32 weitgehend in Betrieb sowie etwa die Hälfte der Fahrten auf den Linien 24, 33 und 34, weil diese von privaten Auftragsunternehmen gefahren werden. Alle anderen VAG-Buslinien fahren nicht. Alle stattfindenden Fahrten werden in der elektronischen Fahrplanauskunft verzeichnet sein.
Ein Notfallfahrplan sei laut Angaben der VAG nicht möglich. Betroffen vom Streik ist in der Nacht von Freitag auf Samstag auch der durchgehende Nachtverkehr im Stadtbahnnetz, die Nachtbuslinie N40 sowie die dazugehörigen Anschlusstaxi-Angebote in die angeschlossenen Umlandgemeinden.
Die VAG weist darauf hin, dass die trotz des Streiks verkehrenden Buslinien keinen Anschluss an andere Stadtbahn- oder Buslinien der VAG bieten. Zudem sind mit den Linien der Breisgau-S-Bahn sowie über die innerstädtischen Haltepunkte des Regionalverkehrs der Deutschen Bahn und mit einigen Linien der im Umland verkehrenden Busgesellschaften Ziele in der Stadt Freiburg weiter erreichbar.
Parallel zu den Streiks finden in Freiburg auch die Abiprüfungen statt. Die kurzfristige Streikankündigung sorgte auch deshalb für Kritik bei den VAG-Vorständen Oliver Benz und Stephan Bartosch: „Am 24. April steht der nächste Verhandlungstermin mit der Gewerkschaft bereits fest. Wir waren auch während der Urabstimmung zu Gesprächen bereit und sind es weiterhin”, so Benz. “Mit den nächsten Streiktagen wird der Tarifkonflikt erneut auf dem Rücken unserer Fahrgäste ausgetragen. Dass nun auch zum Teil Abiturientinnen und Abiturienten betroffen sind, die am Donnerstag und Freitag ihre Prüfungen haben, ist schlechter Stil.“
Kultusministerin kritisiert Streikzeitpunkt wegen der Abiturprüfungen
Auch das baden-württembergische Kultusministerium äußerte sich zu der terminlichen Kollission des Streiks mit den Abiturprüfungen im Land: „Das ist natürlich ein sehr unglücklicher Zeitpunkt, schließlich ist das Abitur an sich schon eine große Herausforderung und die Schülerinnen und Schüler stehen unter enormer Anspannung. Da braucht es eigentlich nicht noch zusätzlichen Stress”, so die Kultusministerin Theresa Schopper. Für die anstehenden Abitur- und Abschlussprüfungen gelte laut dem Ministerium: Das Abitur und die Abschlussprüfungen finden statt. Für das Zu-Spät-Kommen gelte eine Toleranzgrenze von 30 Minuten. Auch wer also eine halbe Stunde zu spät komme, dürfe noch mitschreiben. Und wer aufgrund des Streiks nicht in die Schule kommen könne, für den bleibe grundsätzlich der Nachtermin. Es bedfrf auch hier der Prüfung des Einzelfalls, ob die Schülerin oder der Schüler nicht unter zumutbaren Anstrengungen zur Schule hätte kommen können. Dies zu beurteilen liege dem Ministerium zufolge dann jeweils im Aufgabenbereich der Schulen vor Ort.
Nach vier Runden hatte Verdi die Verhandlungen mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband, der auch die VAG vertritt, am 11. März für gescheitert erklärt. Die Gewerkschaft fordert vor allem eine Verkürzung der Arbeitszeit von 39 auf 35 Stunden. Laut den VAG-Vorständen hätte die vorgelegten Forderungen zum Tarifabschluss ein Gesamtplus von 30 Prozent zur Folge. Für die VAG würde das laut ihren Angaben ein jährliches Defizit von über 14 Millionen Euro bedeuten: „Das wäre den Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht zu vermitteln gewesen“, erklärten die beiden VAG-Vorstände.
Mit den beiden nun anstehenden Streiktagen werden es allein im Jahr 2024 schon fünf Tage sein, an denen Verdi den Nahverkehr bestreikt. Damit wird der bisherige Rekord von fünf Streiktagen in einem Jahr in Freiburg eingestellt.