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Trendsport aus Finnland: Wie Hobby Horsing auch die Freiburger Turnerschaft bewegt

Mit dem Steckenpferd über das Hindernis: Für Hannah kein Problem. Foto: Enya Steinbrecher

Arbeitstier, Freizeitgefährte, Sporttier: Die Beziehung von Mensch und Pferd hat viele Gesichter und zieht sich auch durch Spielzeuge und Sport. Aus Finnland schwappt nun ein neuer Trend herüber: Das Hobby Horsing, eine Mischung aus Gymnastik und Leichtathletik. Seit wenigen Wochen bietet auch die FT1844 einen Kurs. Doch wie viel Sport steckt wirklich dahinter? Ein Selbstversuch.

Versammelter Schritt, Trab, Piaffe und danach durch die Länge der Bahn wechseln: Wenn man die Kommandos, die am Montag um 15.30 Uhr in der Sporthalle der Freiburger Turnerschaft gerufen werden, hört, denkt man, man steht in einer Reithalle. Dabei sind es junge Mädchen mit Steckenpferden, die die Kommandos ausführen.

Hobby Horsing ist ein Sport, der schon seit rund 20 Jahren in Finnland bekannt ist. Seit einiger Zeit trainiert auch in Freiburg regelmäßig eine Mädchengruppe unter der Leitung von Tanja Kwiatkista. Die Idee kam schon vor drei Jahren durch ihre heute achtjährige Tochter Lucy auf: Gemeinsam informierte sich das Mutter-Tochter-Gespann und bot zunächst Wochenend-Kurse an.

Was zunächst nach einem Sport für Kindergarten- und Grundschulmädchen klingt, erweist sich auf den zweiten Blick als gar nicht so einfach und zieht auch Erwachsene sowie Jungs in den Bann: Es geht nicht nur um das Rennen mit einem Steckenpferd zwischen den Beinen. Wichtig sind auch eine aufrechte Haltung, die korrekte Bewegung des Pferdekopfes, die Bein- und Zügelhaltung.

Aufeinander achten, im Rhythmus bleiben und dabei elegant aussehen: Hobby Horsing ist gar nicht so einfach. Foto: Enya Steinbrecher

Vor allem Letzteres erfordert Koordination und geht auf die Wadenmuskeln, denn Körperspannung ist alles. In der Gruppe muss man außerdem darauf achten, sich im Tempo anzupassen, denn natürlich soll das ganze für die Zuschauer schön anzusehen sein – Alleingänge sind nicht drin. Wer bereits Hufschlagfiguren aus dem Reitsport kennt, hat einen Vorteil bei der Kür, denn diese kann lang und anspruchsvoll sein und muss auswendig vorgeführt werden.

Während die Dressurübungen mehr in Richtung Gymnastik gehen, geht es beim Springen um Schnelligkeit und natürlich darum, möglichst höher als die anderen zu Springen, ohne eine Stange zu reißen. Hier kommt man schnell ins Schwitzen, denn Tempo zählt. Doch auch hier gibt es das Eleganzspringen, wo mehr Wert auf Sauberkeit und Eleganz gelegt wird, als auf Schnelligkeit und Höhe.

Achtsamer Umgang wichtig

Tanja Kwiatkista legt jedoch nicht nur Wert auf den sportlichen Teil: Die Trainerin ist selbst Erzieherin und Bewegungstherapeutin. Neben dem wöchentlichen Training Montags von 15.30 bis 17 Uhr trifft sich die Gruppe auch regelmäßig an den Wochenenden: Hier werden die Steckenpferde sowie das nötige Zubehör selbst angefertigt, Wanderausritte gemacht und auch persönliche Probleme und Themen in der Mädchengruppe besprochen.

Wichtig ist ihr, dass die Mädchen viel selbst organisieren: Dazu gehört ein Turnier, das die Kinder selbst organisiert haben, aber auch selbst zu Hauser zu recherchieren, denn Profi ist auch Kwiatkista nicht: Das Hobby Horsing bringt sich die Gruppe autodidaktisch bei. Dabei lernen die Mädchen auch Dinge abseits des Sports: Feedback geben, achtsam miteinander umgehen oder Vertrauen in sich selbst zu haben: Zum Beispiel, wenn sie etwas vorführen sollen.