bz.medien-logo

Wetterexperte: “Die Bedeutung von Extremniederschlägen nimmt zu.”

Der Frühling in Freiburg war zu nass. Auch in Zukunft könnte es in Freiburg also Hochwasserfälle geben, wie hier 2018.

Der Juni ist angebrochen, doch auf das Sommerwetter wartet man in Freiburg vergeblich. Stattdessen mussten die Freiburger diesen Frühling vor allem zu Gummistiefeln und Regenschirm greifen. Andreas Matzarakis ist Professor für Umweltmeteorologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Im Gespräch berichtet er davon, ob der Schein trügt, und ab wann wir uns auf den Sommer freuen können.

Wenn ich dieses Jahr an den Frühling denke, denke ich vor allem an Regenwetter.
Was sagen die Fakten?

Matzarakis: Gerade die letzten Tage war unser Frühling besonders nass – die Wochen zuvor war es eher normal. Im Bezug auf die Kenndaten verzeichnete die Wetterstation in Freiburg für den Zeitraum von Anfang März bis Ende Mai eine Sonnenscheindauer von 412,4 Stunden. Zum Vergleich: Von 1991 bis 2020 waren es im Schnitt 534,1 Sonnenstunden in dem Zeitraum.

Dieses Jahr sind rund 40 Prozent mehr Regen gefallen, als in der Vergleichsperiode: 315,2 mm Niederschlag hatten wir diesen Frühling, den höchsten Wert mit 41,1 mm hatten wir am 16. Mai. Gleichzeitig war der Frühling besonders heiß: Am 6. April hatten wir mit 29,8 Grad Celsius den frühesten heißen Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnung.

Andreas Matzarakis

Wird unser Wetter wirklich immer extremer?

Matzarakis: Wir haben derzeit eine Klimaveränderung. Diese wird oft auch als Klimaerwärmung abgestempelt. Für die Lufttemperatur erwarten wir bis Ende des Jahrhunderts eine Zunahme von drei bis vier Grad im Vergleich zur Klimanormalperiode.

Fakt ist aber auch, dass die Variabilität des Wetters größer wird: Im Winter haben wir mehr Niederschlag, im Sommer weniger, aber die Bedeutung von Extremniederschlägen nimmt zu. Der Niederschlag wird anders fallen und auch im Sommer werden wir mehr Trocken- und Hitzeperioden und mehr Starkniederschläge haben.

Große Teile Süddeutschlands sind derzeit überschwemmt. Könnte das auch in Freiburg passieren?

Matzarakis: Das, was gerade in Süddeutschland passiert, ist auch in Freiburg möglich. Wenn Niederschlagsmassen aus dem Osten kommen, stoßen sie vor Freiburg auf Hindernisse und regnen ab – aus dem Westen kommend trifft es uns.

Wir müssen auch schauen welche Wettersituation wir gerade haben. Dieses Jahr hatten wir kaum Temperaturen über 30 Grad: Wir hatten noch keine Hitze und keine Waldbrände. Aber das Wetter ändert sich immer schneller und solche Situationen hatten wir auch schon 2021 im Ahrtal. Extremniederschläge gehen eher lokal ab, Hitze und Trockenheit hingegen betreffen dann oft ganz Deutschland oder gar ganz Europa.

Ab wann können wir uns denn in Freiburg auf den Sommer freuen?

Matzarakis: In den nächsten Tagen wird es kein Sommerwetter geben: Bis Anfang nächster Woche sieht es nicht nach Sommer aus. Das kann sich aber schnell ändern. Momentan ist der Boden jedoch feucht. Wenn dann Hitze kommt, ist es eine feuchte Hitze und die mögen die Menschen nicht.

Das hatten wir letztes Jahr im August schon: Da hatten wir nur 29 Grad, und trotzdem habe ich Hitzewarnungen herausgeben müssen. Die Überraschungen werden in Zukunft größer – und sie sind nicht positiver Natur.