Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aus Deutschland weckt die Erinnerungen an einen besonderen Tag für die Schreinerinnung Freiburg: Am 14. Juni 2006 konnte Innungs-Obermeister Bernhard Schwär bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom einen Gebetsstuhl an den Papst übergeben. Diesen hatten die Schreiner eigens für den Heiligen Vater gebaut. Ein Rückblick.
70.000 Menschen hatten sich am 14. Juni 2006 auf dem Petersplatz in Rom versammelt. Bei strahlendem Sonnenschein warteten sie darauf, einen Blick auf den Papst zu erhaschen und vielleicht sogar ein Wort mit dem Heiligen Vater zu wechseln. Einer, dem diese Ehre zuteil wurde, war Bernhard Schwär, Obermeister der Schreinerinnung Freiburg. Er nutzte die Generalaudienz, um einen Gebetsstuhl an Papst Benedikt XVI. zu überreichen. Nach dem Tod des emeritierten Papstes am 31. Dezember 2022 erinnert er sich zurück an dieses „Riesenerlebnis für die Innung“.
Post aus dem Vatikan
Die Übergabe des Stuhls war der Höhepunkt einer viertägigen Rom-Reise der Innung mit 41 Personen. Bereits ein Jahr zuvor hatten die Planungen begonnen. „Wir haben damals alle Kontakte selbst hergestellt“, erinnert sich Schwär. Per Post ging zunächst eine von den Mitgliedern unterschriebene Festschrift zum 175-jährigen Innungsjubiläum nach Rom. Doch der beim Vatikan vorgetragene Wunsch nach einer Audienz beim Papst blieb zunächst ohne Resonanz. Schwär blieb jedoch dran. Die Idee mit dem Gebetsstuhl entstand. Eine am PC entworfene Musterzeichnung eines „ergonomischen Betstuhls“ mit Papstwappen schickte er am 12. Mai 2006 nach Rom. Und tatsächlich: Zwei Wochen später kam die Einladung aus dem Vatikan zur Generalaudienz am 14. Juni.
„Intensive Begegnung“
Entworfen und gebaut hatten den Stuhl neben den Vorständen der Innung der Schreinermeister Hansjörg Disch aus Gundelfingen-Wildtal und Richard Emmenecker aus Bollschweil. Bernd Schwär machte außerdem einen Intarsienmeister aus Como in Italien ausfindig, der das päpstliche Wappen in den aus Kirschbaumholz konstruierten Stuhl einarbeitete.
Wie gut das kunsthandwerkliche Geschenk beim Papst ankam, erfuhr Schwär dann bei der Begegnung mit dem Heiligen Vater, die er als „intensiv“ beschreibt. Während seine 40 Mitreisenden die Audienz von der 13. Reihe aus verfolgten, durfte Schwär in einem abgesperrten Bereich ein fünfminütiges Gespräch mit dem Papst persönlich führen. Schon die Zeichnungen des Stuhls hätten ihm gut gefallen, ließ Benedikt den Gast aus Freiburg wissen und bedankte sich ausdrücklich „für dieses sinnvolle Geschenk“. Im Gegenzug erhielt Schwär fünf Rosenkränze: zwei vom Papst, und drei von Georg Gänswein, dem aus dem Schwarzwald stammenden Privatsekretär des Papstes.
Heute, sieben Jahre später, zeigt sich Schwär beeindruckt, wie sehr sich der Papst vor dem Treffen mit der Schreinerinnung auseinandergesetzt habe. Der Obermeister aus Freiburg spricht von einem „sehr schönen Erlebnis, das noch immer einen unheimlichen Nachhall hat. Denn es ist ein positives Beispiel dafür, was das Schreinerhandwerk auch sein kann. Ich empfinde daher große Dankbarkeit für die Begegnung mit Papst Benedikt.“
Wo ist der Stuhl heute?
Als Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 in Rom verstarb, befand sich auch der Gebetstuhl aus Freiburg noch immer bei ihm. „Der Stuhl ist dort, wo auch Papst Benedikt bis zuletzt gelebt hat“, sagt Innungsmeister Bernhard Schwär. Seit seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 lebte Benedikt im Kloster „Mater Ecclesiae“ in den vatikanischen Gärten. Schwär erinnert sich an die Worte des Papstes 2006 in Rom: „Er sagte mir, der Stuhl sei das einzige Geschenk, das ihm gehöre, weil sein Papstwappen darauf war.“ Geschenke, die das nicht haben, seien Eigentum des Vatikans.