Wenn er im Einsatz Entscheidungen trifft, muss es schnell gehen: Christian Emrich ist seit mehr als 20 Jahren bei der Feuerwehr und gibt in seinem neuen Buch „Die 8-Minuten-Entscheidungsmethode“ Tipps, die auch funktionieren, wenn es im Alltag brennt. Wie das geht, erklärt der Fachbereichsleiter für Feuerwehr und Rettungsdienst beim Regierungspräsidium Freiburg im Gespräch mit Saskia Schuh.
Herr Emrich, Sie haben ein Buch geschrieben mit Tipps, wie man schnell Entscheidungen unter Druck trifft – und das nicht nur bei der Feuerwehr. Was steckt dahinter?
Christian Emrich: Diese professionellen Methoden wurden innerhalb der Feuerwehr entwickelt, lassen sich aber einfach auf den Alltag oder auch auf ein Unternehmen übertragen. Es geht darum, wenn’s brennt, also beispielsweise auch in einer privaten schwierigen Situation, Ruhe zu bewahren und unter Druck möglichst schnell eine Entscheidung zu treffen. Man darf nicht in Hektik verfallen, sondern muss sich klar machen: worum geht es, was sind meine Ziele und noch wichtiger: was sind meine Nicht-Ziele? Wenn man diese Richtung gesetzt hat, erstellt man einen Zeitstrahl und eine Prognose. Was ist das Schlimmste oder Beste, was passieren kann und was ist der wahrscheinlichste Fall.
Und wenn man sich in einer brenzligen Situation unsicher ist und erstmal zögert?
Emrich: Das Schlimmste, was man machen kann, ist, keine Entscheidung zu treffen. Es gibt auch keine schlechte, man kann sie immer noch verbessern. Dass man das immer wieder hinterfragen muss, ist normal. Bei einem Feuer müssen wir sofort entscheiden: wer übernimmt die Rettung von Personen und wer geht ins Gebäude, um das Feuer zu löschen. Da wissen wir noch nicht, ob dort eine Gas- oder Ölheizung ist. Ich habe nie alle Informationen zur Verfügung, muss mich aber trotzdem jetzt entscheiden. Das gilt auch im wirtschaftlichen oder privaten Sinn, gerade auch in der aktuellen unsicheren Lage. Man kann ewig überlegen, aber davon wird es nicht besser, egal ob es um einen Umzug oder um ein neues Auto geht. Man muss das ganze Aufbereiten, dann kann man gute Entscheidungen treffen. Ein gewisses Grundrisiko gibt es natürlich trotzdem immer.
Warum gerade acht Minuten?
Emrich: Das ist der herausforderndste Fall im Einsatz aus der Sicht einer Leitstelle. Man bekommt den Anruf, beispielsweise, dass ein schwerer Unfall mit vielen Verletzten passiert ist, dann hat man diese Zeit, in der die Einsatzkräfte vor Ort sind und man die erste Rückmeldung bekommt.
Da heißt es dann ’Volle Pulle, ganz gemütlich:’ also voller Fokus und volle Konzentration, klare Maßnahmen, aber ohne Hektik.
Warum haben Sie jetzt ein Buch darüber geschrieben?
Emrich: Um mein Wissen weiterzugeben und durch meinen Wechsel von München zurück in die Heimat nach Freiburg. Der Leser bekommt auch einen Blick hinter die Kulissen bei der Feuerwehr – wie beispielsweise Einsätze ablaufen. In München habe ich Einsätze rund um die Corona-Pandemie oder die Fußball-EM 2024 koordiniert. Feuerwehrleute lernen durch das Buch viel, aber es ist so geschrieben, dass der Laie am meisten damit anfangen kann. Einblicke gibt es aber auch in den Spitzensport: Handballweltmeister Dominik Klein steuert in dem Buch Erfahrungen bei, wenn es darum geht, in wenigen Augenblicken eine Situation zu bewerten oder sich auf Wettkämpfe vorzubereiten.
Buchvorstellung: Rettungsingenieur Christian Emrich stellt sein Buch „Die 8-Minuten-Entscheidungsmethode – Was tun, wenn es richtig brennt“, das er zusammen mit Handballweltmeister Dominik Klein geschrieben hat, am Mittwoch, 13. November, 19.30 Uhr, in der Buchhandlung Rombach in Freiburg vor. Infos unter www.rombach.de.