Dem Wohndruck gerecht zu werden ist nicht immer einfach. Im Rahmen des „Handlungsprogramms Wohnen“ hat es sich Freiburg seit 2013 daher zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr rund 1.000 Wohnungen entstehen zu lassen – im Wochenbericht-Interview mit Enya Steinbrecher spricht Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag über ein Unterfangen, dass sich oft nicht richtig planen lasse.
Bis 2040 braucht Freiburg jedes Jahr 1.000 neue Wohnungen – wo entstehen diese vornehmlich?
Haag: Neue Wohnungen entstehen überwiegend in neuen Baugebieten, aber auch in der Innenentwicklung. Das lässt sich oft nicht richtig planen, sondern ist eher eine stadtweite Entwicklung. Derzeit besonders wichtig sind zum Beispiel ein Bauprojekt der Freiburg Stadtbau in der Wirthstraße in Landwasser. Aber auch das Studierendenwohnheim in Mooswald an der Falkenbergerstraße und verschiedene Bauprojekte von privaten Bauträgern in Zähringen und Herdern zählen dazu. Auf dem Güterbahnhof-Areal entsteht auch laufend neuer Wohnraum.
Eine Studie des Pestel-Instituts kommt auf rund 1.590 Wohnungen, die Freiburg jährlich schaffen müsste, um dem Wohndruck gerecht zu werden. Worauf basieren denn nun Ihre Zahlen?
Haag: Wir haben 2013 eine Freiburgspezifische Wohnungsprognose durchgeführt, die 2023 noch einmal aktualisiert wurde. Da sind die 1.000 Wohnungen im Grunde auch bestätigt worden. Wir haben uns damals gesagt, wir bleiben bei dieser Zahl – das ist eine Herausforderung und wird auch die nächsten Jahre schwierig bleiben. Wie das Pestel-Institut auf die Zahlen gekommen ist, ist unklar, da die Grundlagen nicht öffentlich einsehbar sind. Bei solchen Gutachten arbeitet man natürlich mit Bandbreiten und positiven sowie pessimistischen Prognosen – da kommt dann je nachdem eine höhere oder niedrigere Zahl raus. Aber ich denke, wenn wir die 1.000 Wohnungen im Jahr schaffen, haben wir viel richtig gemacht.
Im Handlungsprogramm Wohnen sind auch weitere Bausteine genannt. Welche sind das?
Haag: Wir haben eine Reihe von Themen adressiert und es geht uns um mehr, als nur Wohnraum zu schaffen: Wir wollen preisstabilen Wohnraum in den Stadtteilen. Außerdem haben wir als erste Kommune deutschlandweit umgesetzt, dass kein Wohnraum mehr vernichtet werden darf und gehen gegen Zweckentfremdung vor. Das sind alles wichtige Bausteine im Gesamtkonzept.
Die Prognose des Handlungsprogramms Wohnen umfasste seit 2013 einen Zeitraum von fast 30 Jahren…Haag: Man muss bei sowas weit in die Zukunft blicken. Alles, was wir machen, hat sehr lange Vorlauf und muss sorgfältig geplant werden. Wir glauben, dass wir in den nächsten Jahren weiterhin die 1.000 Wohnungen brauchen werden.
Welchen Einfluss wird der neue Stadtteil Dietenbach auf die 1.000 Wohnungen haben?
Haag: Dietenbach fällt natürlich auch unter diese 1.000 Wohnungen. Derzeit laufen auch Erschließungsarbeiten in anderen Baugebieten, wie zum Beispiel Kleineschholz, aber auch im Gebiet „Hinter den Gärten“ in Tiengen. Diese ganzen Baugebiete über die Stadt verteilt leisten ihren Beitrag dazu.
Wohnraum allein reicht allerdings nicht aus – er muss auch bezahlbar bleiben.
Haag: Das ist das Wichtigste: Wir sprechen gerade zum Beispiel mit Kleineschholz einen Bereich an, der gemeinwohlorientiert ist. Hier wollen wir Wohnraum schaffen für Menschen, die finanziell nicht so gut aufgestellt sind. Wichtig sind hier auch Studierendenwohnheime und natürlich benötigen wir auch Wohnraum für Pflegekräfte. Hier haben wir gerade ein großes Projekt mit der Uniklinik in der Pipeline – diese plant in der Verlängerung von Kleineschholz ein großes Projekt für Pflegekräfte und Auszubildende. Hier führen wir gerade Gespräche.