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Wie hoch ist die Zeckengefahr in Freiburg?

Zecken in Freiburg sind auf dem VormarschErwachsene Zeckenweibchen leben im Eschholzpark in Freiburg vor allen in den Büschen, weniger auf den Rasenflächen im Park. Foto: Jerzy Gorécki / Pixabay

Schon seit Jahrzehnten ist das Risiko einer FSME-Erkrankung in Freiburg besonders hoch. Martin Komorek ist Geschäftsführer von Tick-Radar und betreibt Zeckenforschung. Vor Kurzem war Komorek im Freiburger Eschholzpark unterwegs und untersuchte dort die Zeckenpopulation. Wie diese aussieht und wo sich die Zecken am liebsten aufhalten, berichtet er im Gespräch mit Enya Steinbrecher.

Gerade in Südbaden ist das Zecken-Risiko besonders hoch – Sie waren im Eschholzpark unterwegs, wie sieht es denn in Freiburg aus?

Martin Komorek: Im Grunde ist es so, dass im Vergleich zu Norddeutschland nicht besonders viele oder andersartige Zecken vorkommen, sondern das FSME-Risiko besonders hoch ist. In Norddeutschland gibt es dieses Virus viel seltener. Wer sich also in Freiburg draußen bewegt und die Wahrscheinlichkeit hat, von Zecken gestochen zu werden, hat auch ein erhöhtes Risiko einer schweren Folgeerkrankung.

Welche Entdeckungen haben Sie im Eschholzpark gemacht?

Komorek: Wir haben im Eschholzpark adulte Zeckenweibchen nachgewiesen: Diese haben wir gefangen, indem wir ein weißes Baumwollflanelltuch hinter uns hergezogen haben. Dabei machen wir uns das natürliche Fangverhalten von Zecken zunutze: Sie springen ihre Wirte nicht an, sondern werden abgestreift und bleiben durch die Krallen an ihren Beinen am Wirt hängen. Der Eschholzpark ist ein typischer Park mit kurzem Gras und starker Sonneneinstrahlung: Wenn man da auf dem Gras steht, hat man eher ein geringes Risiko. Anders ist das, wenn man zum Beispiel beim Public Viewing ein paar Bierchen getrunken hat und mal austreten muss – dann geht man ja meist in die Büsche oder die Vegetation. Da ist die Zeckengefahr dann tatsächlich am größten.

Im Freiburger Eschholzpark sind die Zeckenforscher fündig geworden. Foto: majo

Wie schütze ich mich denn am effektivsten gegen Zecken?

Komorek: Gegen Zeckenstich kann man sich im Grunde kaum sicher schützen. Wenn man zurück im Haus ist, sollte man sich nach Zecken absuchen. Es gibt Repellents, die jedoch nur eine bedingte Wirkung haben und Zecken meist auch nur recht kurz vom Leib halten.

Der effektivste Schutz gegen FSME ist definitiv die Impfung. In Freiburg sollte jeder gegen FSME geimpft sein, denn Freiburg ist seit Jahrzehnten FSME-Hochrisikogebiet in Baden-Württemberg. Ich hoffe, dass die Durchimpfungsraten in Freiburg dementsprechend hoch sind – alles andere wäre leichtsinnig.

Und wie sieht es damit bei der Borreliose aus?

Komorek: Das Gute hier ist, dass selbst wenn die Zecke zugestochen hat, es viele Stunden dauert, bis die Erreger auf den Menschen übergehen. Wenn man eine Zecke findet, sollte man sie sofort sachgemäß entfernen – hier wird heute nicht mehr zum Ziehen, sondern zum vorsichtigen Herausdrehen geraten. Das ist sanfter und funktioniert auch ohne das Abreißen des Stechrüssels. Von langer Kleidung bin ich persönlich kein Fan: Wenn man bei 35 Grad Celsius draußen unterwegs ist und dann so angezogen ist, bleibt man doch wahrscheinlich lieber drinnen. Es bleibt also nur, achtsam zu sein.